USA

„Gegen woke Experimente“: Investmentfirma bringt „Anti-Diversity-ETF“ auf den Markt

Zur zweiten Amtszeit Donald Trumps erwartet sich ein US-Investmentunternehmen wohl Profite mit einem Fonds, der Unternehmen mit Diversity-Zielen ausschließt. Auch Starbucks steht auf der roten Liste.

Eine Starbucks-Filiale von außen. Auch Starbucks soll offenbar aus einem geplanten „Anti-Woke-ETF“ ausgeschlossen werden.
Eine Starbucks-Filiale von außen. Auch Starbucks soll offenbar aus einem geplanten „Anti-Woke-ETF“ ausgeschlossen werden.Aleksander Kalka/imago

Das US-amerikanische Investmentunternehmen Azoria Partners plant die Einrichtung eines ETFs, der Unternehmen ausschließen soll, die auf Vielfalt, Gerechtigkeit und Integration (sogenannte DEI-Ziele) achten. Laut einem Bericht der Financial Times soll der Fonds voraussichtlich Anfang nächsten Jahres auf dem Markt erscheinen. Ein erstes Unternehmen, das von den Machern des ETFs ins Visier genommen werden soll, ist laut dem Bericht die Coffeeshop-Kette Starbucks.

Wie die Financial Times weiter berichtet, soll der Azoria Meritocracy ETF sich an den Unternehmen im Aktienindex S&P 500 orientieren, der die 500 größten börsennotierten US-Unternehmen umfasst – abgezogen eben jener, die sich „Diversity“-Ziele auf die Fahnen geschrieben hätten. Der neue „Anti-Woke“-Fonds, der den Angaben nach von den Azoria-Mitbegründern James Fishback und Asaf Abramovich ins Leben gerufen wurde, werde neben Starbucks eine Liste von etwa drei Dutzend weiteren Unternehmen ausschließen, sofern sie ihre Diversity-Politik nicht aufgeben.

Azoria: Amerikaner wollen keine „woken“ wissenschaftlichen Experimente

„Die Amerikaner, ob sie nun für Präsident Trump gestimmt haben oder nicht, wollen nicht in Unternehmen investieren, die ‚woke‘ wissenschaftliche Experimente durchführen“, sagte James Fishback, einer der Gründer von Azoria, gegenüber der Financial Times und bezog sich dabei insbesondere auf Praktiken bei der Einstellung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Wir vertreten hier Aktionäre, und Quoten bei der Einstellung von Mitarbeitern schaden allen Aktionären“, so Fishback weiter.

Der Fonds wird seinen sogenannten Starbucks-Plan nach Informationen des Blatts am Donnerstag in Trumps Mar-a-Lago-Resort in Florida vorstellen. Eingeladen sollen auch Personen sein, die als Köpfe des umstrittenen „Project 2025“ gelten, das einen umfassenden Umbau des US-Regierungsapparats anstrebt.

Starbucks selbst bestritt in einer Erklärung gegenüber der Zeitung, dass es „in irgendeiner Phase des Einstellungsprozesses Zielvorgaben oder Quoten“ gebe. Die Kette teilte mit, dass die von Azoria zitierten Richtlinien – zu denen das Erreichen einer ethnischen Vielfalt von mindestens 30 Prozent unter den Unternehmensmitarbeitern gehörte – Bestrebungen und keine Quoten waren. Diese seien zudem vor kurzem ausgelaufen und wurden den Angaben nach nicht wieder eingeführt.

Immer mehr Unternehmen machen Diversity-Rückzieher

Unternehmen, die bei ihrer Vermarktung offenkundig auf Diversity setzen, haben zuletzt in den sozialen Medien immer wieder für Häme gesorgt. So traf ein Shitstorm den Autohersteller Jaguar, nachdem er einen Werbespot produziert hatte, in dem viel Vielfalt, aber keine Autos gezeigt wurden.

Auch der US-Einzelhändler Walmart hatte kurz vor Black Friday einen Diversity-Rückzieher gemacht, nachdem Walmart ins Visier konservativer Aktivisten geraten war. Zuvor hatte bereits der Motorradhersteller Harley-Davidson hatte nach viel Kritik im Netz bekanntgegeben, dass er sich bei Diversity-Themen in Zukunft zurückhalten wolle.

Der nun geplante Fonds kann als eine Art Wette auf die wirtschaftlichen Entwicklungen unter dem designierten US-Präsidenten Donald Trump verstanden werden, der im Januar sein Amt antreten wird. Damit wird ein allgemeiner Rückschlag für unternehmerische Bemühungen um Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration erwartet.