Klimaprotest

Letzte Generation: Aktivistinnen beschmieren erneut Brandenburger Tor mit Farbe

Die Berliner Polizei nahm zwei Personen fest. Die Letzte Generation hatte ihre Aktion zuvor angekündigt.

Eine Aktivistin der Letzten Generation bemalt das Brandenburger Tor.
Eine Aktivistin der Letzten Generation bemalt das Brandenburger Tor.Annette Riedl/dpa

Eine der zwei Aktivistinnen zieht sich noch eine orangefarbene Weste über, bevor sie den Pinsel in einen kleinen Farbeimer taucht. Sie beginnt, zwei mittige Säulen des Brandenburger Tors mit oranger Farbe zu bemalen. Diesmal stehen die Aktivistinnen der Letzten Generation auf dem Platz des 18. März – im September hatte die Klimaschutzgruppe das Brandenburger Tor bereits von der anderen Seite aus, der des Pariser Platzes, besprüht. Es dauert nur wenige Minuten, bis die Polizei da ist, trotzdem pinseln die beiden ganz ruhig und geben zwischendurch Statements ab.

Eine der beiden Aktivistinnen ist Regina Stephan, die sich bereits an der ersten Farbaktion am Brandenburger Tor beteiligt hatte. „Wir wollen deutlich machen, dass man unseren Protest nicht einfach abwaschen kann“, sagt Stephan. „Genauso wenig, wie die Bundesregierung die Klimakatastrophe ignorieren kann.“ Sie dreht sich um und streicht die Säule weiter an, auf Kopfhöhe. Dann zerrt sie ein Polizist weg und legt ihr Handfesseln an.

Hektisch rennen einige Polizisten auf die andere Seite des Brandenburger Tors, die in diesen Tagen eingerüstet ist – wegen der vorangegangenen Farbattacke. Sie kommen bald wieder, am Pariser Platz wird offenbar nur gesäubert, nicht gemalt. Achtlos stoßen sie einen Farbeimer um, der klappernd über die Steinplatten rollt.

Die Polizei war schnell vor Ort. Aber nicht schnell genug.
Die Polizei war schnell vor Ort. Aber nicht schnell genug.Annette Riedl/dpa

Seit der letzten Aktion ist bekannt, dass am Brandenburger Tor ein zwei Meter hoher Graffitischutz angebracht ist. Die Reinigungsexperten sind bereits vor Ort. Mit einem Hochdruckreiniger macht sich sofort einer von ihnen ans Werk. Innerhalb von wenigen Minuten ist die Farbe fast vollständig entfernt. Ein Passant weist auf die Reste hin. „Entschuldigung, hier ist noch Farbe.“ Eine Frau, auf deren Jacke „Restaurierung“ steht, schaut sich den Sandstein noch einmal aus der Nähe an. Auch sie bittet den Mann mehrmals nachzubessern.

Polizisten stoppen Protestaktion am Brandenburger Tor

Wie die Polizei auf X (vormals Twitter) mitteilt, wurden die Aktivistinnen festgenommen. Eine von ihnen ruft noch einmal in die Kameras der umstehenden Journalisten, warum sie das macht, bevor sie zum Auto geführt wird. „Die Bundesregierung lässt uns in einen Klimakollaps rasen“, ruft sie. „Das ist nicht okay, wir müssen jetzt handeln.“

„So was macht man nicht“, sagt eine 16-jährige Touristin, die zusieht. „Vor allem, weil doch gerade erst gereinigt wurde.“ Auf die Frage hin, wie man sonst aufs Klima hinweisen kann, antwortet sie: „Keine Ahnung, dafür gibt’s Internet.“

Die Aktion erinnert an das Statement, das die Letzte Generation Mitte Oktober abgab: „Egal, ob mit Feuerlöschern, Farbeimern oder Pinseln – wir werden das Brandenburger Tor immer wieder orange färben.“ Die Farbattacke an diesem Donnerstag ist zwar weniger nachhaltig als die größere Aktion mit Feuerlöschern, aber sie löst das Versprechen ein. „Immer wieder“ bedeutet wohl, dass das Brandenburger Tor auch weiterhin ein Ziel sein wird.

Nach Protestaktion: Reinigungsarbeiten kosten mindestens 115.000 Euro

Am 17. September hatte die Gruppe Letzte Generation bereits sechs Säulen des Tores auf der Ostseite mit Farbe besprüht. Die Polizei nahm anschließend 14 Klimaaktivisten fest. Eine erste Reinigung mit heißem Wasser aus Hochdruckstrahlern funktionierte nicht.

Nun soll eine Art Paste aufgetragen werden, die zunächst einziehen kann und anschließend abgewaschen wird. Das Verfahren müsse unter Umständen mehrfach wiederholt werden, hatte die Geschäftsführerin der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), Birgit Möhring, gesagt. Die Reinigung könne mehrere Wochen dauern.

Das Brandenburger Tor wird umgehend gereinigt.
Das Brandenburger Tor wird umgehend gereinigt.BLZ

Insgesamt sollen die Arbeiten mindestens 115.000 Euro kosten, vielleicht auch mehr. Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hatte bekräftigt, dass man versuchen werde, das Geld von der Klimaschutzgruppe Letzte Generation und den Verursachern wieder einzutreiben. (mit dpa)