Die Zahl der Abschiebungen aus Deutschland ist in diesem Jahr deutlich gestiegen. Von Januar bis September wurden laut Bundesregierung 17.651 Menschen abgeschoben – rund 3000 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das entspricht einem Anstieg um etwa 20 Prozent. Die Daten gehen aus einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, über die zuerst die Neue Osnabrücker Zeitung berichtete.
Besonders viele Rückführungen betrafen Menschen aus der Türkei (1614) und Georgien (1379). Fast jede fünfte abgeschobene Person war ein Kind oder Jugendlicher – insgesamt 3095 Fälle. Die Linken-Innenpolitikerin Clara Bünger kritisierte die Entwicklung scharf: „Wenn es darum geht, die Zahl der Abschiebungen in die Höhe zu treiben, kennen die Behörden kaum noch Tabus“, sagte sie. Abschiebungen in Länder wie die Türkei, in denen Oppositionelle und Minderheiten unterdrückt würden, seien „unter den aktuellen politischen Verhältnissen offenbar kein Problem“.
Bundesländer fordern Abschiebungen nach Afghanistan und Syrien
Währenddessen befürworten die Bundesländer eine Ausweitung der Rückführungen auch in Krisenländer. Auf der Ministerpräsidentenkonferenz in Mainz einigten sich die Regierungschefs darauf, die Bundesregierung aufzufordern, „weitere und regelmäßige Rückführungsmaßnahmen nach Afghanistan und Syrien – beginnend mit Straftätern und Gefährdern – zu ermöglichen“.
Der MPK-Vorsitzende Alexander Schweitzer (SPD) betonte, entschlossenes Handeln sei „ein Gradmesser für das Vertrauen in den Staat“. Um die Zahl der Abschiebungen zu erhöhen, sollen zusätzliche Haftplätze geschaffen und leerstehende Bundesliegenschaften wie Kasernen oder Containeranlagen genutzt werden. Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) will zudem die rechtlichen Grundlagen für einen dauerhaften Ausreisearrest für Gefährder und schwere Straftäter schaffen.
Im ersten Halbjahr 2025 wurden nach Angaben der Bundesregierung insgesamt nur 11.807 Ausländer aus Deutschland abgeschoben. Gleichzeitig scheiterten 17.593 geplante Abschiebungen, wie aus einer Antwort auf eine kleine Anfrage der AfD-Fraktion hervorgeht. Demnach wurden 16.918 Abschiebungen noch vor der Übergabe an die Bundespolizei abgebrochen, 675 während oder nach deren Übernahme. Als Hauptgründe nennt die Bundesregierung in 11.248 Fällen eine „nicht erfolgte Zuführung“ und in 5.430 Fällen eine „Stornierung des Ersuchens“.


