Gesundheit

„Realitätsschock“: Darum brechen 30 Prozent der Pflege-Azubis ab

Der Nachwuchs in der Pflege gibt immer eher auf. 30 Prozent der Azubis brechen vorzeitig ihre Ausbildung ab. Die Arbeitgeber suchen deshalb im Ausland.

30 Prozent der Pflegeazubis lösen ihre Ausbildungsverträge auf.
30 Prozent der Pflegeazubis lösen ihre Ausbildungsverträge auf.Tom Weller/dpa

Der demografische Wandel schreitet unaufhaltsam voran und mit ihm wächst der Bedarf an Fachkräften in der Pflege. Doch genau hier liegt ein ernstzunehmendes Problem. Geht es nach dem Bundesfamilienministerium, steht die Pflegeausbildung vor großen Herausforderungen. Rund 30 Prozent der Ausbildungsverträge werden vorzeitig aufgelöst. Einer der Hauptgründe dafür ist der sogenannte „Realitätsschock“, mit dem viele junge Menschen im Berufsalltag konfrontiert werden.

Dana Wiens, Pflegeschulleiterin der Deutschen Angestellten-Akademie in Nordrhein Westfalen, erklärte gegenüber der Tagesschau: „Die Schüler sehen die Überlastung der Fachkräfte und denken: ‚Irgendwann bin ich das.‘“ Sie beklagt zudem, dass die Qualität vieler Auszubildender nicht den Anforderungen entspricht: „Wir haben es mit immer mehr jungen Menschen zu tun, die eigentlich gar nicht ausbildungsfähig sind – gleichzeitig steigt die Zahl der pflegebedürftigen alten Menschen stetig.“

Viele Einrichtungen suchen daher gezielt im Ausland nach neuem Personal. So kommt es Drittel der Absolventen ihrer Pflegeschule aus Indien, Marokko, Vietnam oder dem Iran. Allerdings sei auch hier die Abbrecherquote ähnlich hoch wie bei einheimischen Azubis.

Schichtdienst als Minuspunkt

Auch der Schichtdienst wird häufig als Belastung empfunden. Kinderkrankenschwester Anna Ferrari, die auf Jobmessen und an weiterführenden Schulen für den Pflegeberuf wirbt, sieht darin einen weiteren Nachteil: „Man kann nicht leugnen, dass die Arbeitszeiten durch den Schichtdienst kaum lebens- und familienfreundlich sind.“

Ihr Appell richtet sich daher an die Arbeitgeber. Sie müssten stärker auf die Bedürfnisse ihrer Auszubildenden eingehen und ihnen helfen, eine gesunde Work-Life-Balance zu finden. „Ich finde es wichtig, den Azubis von Anfang an zu vermitteln, dass sie Grenzen setzen dürfen, etwa, wenn sie spontan am Wochenende einspringen sollen“, so Ferrari.