Humor macht das Leben leichter, aber was tun, wenn die Witze alle sind? Der Nürnberger Kabarettist Oliver Tissot hat es erlebt, jüngst wurde sein Witzeautomat gestohlen. Der hatte an seiner Hauswand draußen jahrelang Witze für 20 Cent offeriert, das Lachen der Nutzer den Fachmann für Scherze zuverlässig erfreut.
Tragisch, aber nicht aussichtslos sei so eine witzlose Situation, versicherte mir Oliver Tissot. Wie man fix guten, tragfähigen Humor produziert, verriet er mir bei einem Treffen im Coffeeshop. Schließlich kennt er sich aus, der promovierte Soziologe hat seine Doktorarbeit über Humor geschrieben.
Als Tollpatsch (eine einfache Rolle!) komme man besser durch Probleme und mitmenschliche Verhedderungen. „Mit dem identifiziert man sich“, erklärt mir Oliver Tissot. Also Fehler zugeben, Missgeschicke offenlegen, so etwas ist nicht schlimm. Die Mitmenschen identifizieren sich mit einem und gemeinsames Lachen ist sicher.
Psychologische Ratschläge, die entspannter aufs Dasein blicken lassen. Aber was ist mit dem guten alten Flachwitz, der die Runde garantiert erheitert, frage ich ihn erwartungsvoll. Ich will doch endlich richtig loslachen, nur noch Glucksen sein. Nicht alle fielen ihm selbst ein, dem Komiker im bereits siebten Lebensjahrzehnt seiner Kunst, gibt er zu. Zu viele verbraucht er täglich bei den Firmenveranstaltungen, in denen er die Belegschaften aufheitert und locker macht für den Krieg im Büro.
Ein Füllhorn für Witze ist das Internet, da bedient sich auch Oliver Tissot reichlich. Kostprobe? „Kommt eine schwangere Frau zum Bäcker und sagt: ‚Ich bekomme ein Brot.‘“
Ich lache so fröhlich und intensiv, dass die anderen Besucher im Coffeeshop zu uns hinübergucken. Was macht mich da so glücklich? Der Fachmann erläutert die Konstruktion fürs Gelingen, „die Doppeldeutigkeit des Wortes ‚bekommen‘ eröffnet viele Sinnebenen.“ Wortspiele seien eine feste Größe beim Witzemachen. „Nehmen Sie das Wort ‚Aufgabe‘, es beschreibt, was ich tun muss und was ich nicht mehr tun muss.“
Der Zeitgeist will getroffen sein
Aber Achtung, was gestern funktionierte, kann heute seinen Reiz verloren haben. Sex wird schnell zu Sexismus, Andersartigkeit zu Rassismus, mitten rein in den Zeitgeist will getroffen sein. Oliver Tissot führt diesen Witz vor, der befinde sich auf dem Höhepunkt des gesellschaftlichen Diskurses: „Natürlich bin ich gegen Rasen auf der Autobahn. Wer soll denn das alles mähen?“ Richtig erkannt, das Tempolimit wird verspottet.


