Die echten Probleme mit den Wölfen begannen eigentlich erst mit dem Rotkäppchen. Vor diesem Märchen der Gebrüder Grimm waren Wölfe in Deutschland ganz normale Raubtiere und damit für die Bauern eine ebensolche Konkurrenz um die leckeren Rehe und Hasen wie Bären oder Luchse. Doch dann fraß der Wolf bei den Grimms auch Menschen und so fielen gleich alle Wölfe in Ungnade.
Dabei sind Wölfe sehr scheu, und greifen Menschen meist nur an, wenn sie selbst an Tollwut erkrankt sind oder wenn sie von den Menschen angelockt oder angefüttert werden. Das sagen die Wolf-Fans und verweisen auf eine norwegische Studie: Von 2002 bis 2020 griffen Wölfe in Europa und Nordamerika 14 Menschen an, zwei starben. Zum Vergleich: Jedes Jahr sterben drei Menschen durch Angriffe von Hunden – und das nur in Deutschland.
In Brandenburg leben mehr Wölfe als in ganz Schweden
Die Gegner der Wölfe verweisen darauf, dass Wölfe allein im Land Brandenburg fünf Nutztiere pro Tag angreifen und dass dort mehr Wölfe leben als in ganz Schweden. Deshalb fordern sie den stärkeren Abschuss von Wölfen und freuen sich über die Entscheidung des Europarates, den Status des äußerst streng geschützten Wolfes nun zu senken. Die Begründung: Die Population hat sich innerhalb von zehn Jahren verdoppelt.
Einst waren Wölfe weltweit verbreitet, doch die Menschen jagten sie überall als Futterkonkurrenten, und so wurden sie zum Beispiel in Deutschland vor 150 Jahren ausgerottet. Zwar kamen immer wieder Wölfe aus Polen auf die deutsche Seite der Grenze, doch die wurden in der DDR geschossen. Nach dem Mauerfall durften sie am Leben bleiben und erste Rudel siedelten sich vor allem in Brandenburg und Sachsen an. Durch den sehr strengen Schutz leben inzwischen bundesweit offiziell 209 Rudel und geschätzt 1600 Tiere – die Kritiker gehen von sehr viel höheren Zahlen aus.

