Rammstein-Vorwürfe

Wer will sein Rammstein-Tattoo loswerden? Die Künstlerin Mila Loba macht das kostenlos

Die Tätowiererin postet am Dienstag ein Angebot auf Instagram, kostenlos Rammstein-Tattoos zu überdecken. Mittlerweile bekommt sie pro Tag Hunderte Anfragen.

Die Tätowiererin Mila Loba
Die Tätowiererin Mila LobaAnna Stangel

Die Tätowiererin Mila Loba ist noch ein bisschen überrumpelt, welche Ausmaße das alles angenommen hat. „Ich hätte niemals gedacht“, sagt die 24-Jährige, „dass mein kleiner Instagram-Post so eine Welle schlägt und meine eigene Reichweite dermaßen übersteigt“.

Es beginnt am Dienstag, da veröffentlicht Mila Loba auf Instagram das Angebot, kostenlos Rammstein-Tattoos zu überdecken. Shelby Lynn teilte ihr Angebot – Lynn ist die Frau, die als Erste Missbrauchsvorwürfe gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann erhoben hatte. Mittlerweile hat Mila Loba Hunderte von Anfragen von Fans, aber auch von Journalisten weltweit, auch von der Berliner Zeitung. 

Zuvor haben mehrere Frauen dem Sänger Till Lindemann vorgeworfen, sie sexuell bedrängt und mit Drogen gefügig gemacht zu haben. Letzteres ist auch strafrechtlich relevant. Shelby Lynn besuchte ein Konzert in Vilnius und teilte danach auf Twitter Bilder von Verletzungen und Vermutungen, gegen ihren Willen unter Drogeneinfluss gestanden zu haben. Während einer Konzertpause habe sie Lindemann in einem kleinen Raum getroffen, der wütend wurde, als sie sagte, dass sie keinen Sex mit ihm haben wollte. Anschließend meldeten sich immer mehr Opfer im Internet. 

Die Tätowiererin Mila Loba hat selbst keinen Bezug zu Rammstein oder der Hardrock-Szene, die Vorwürfe hat sie nur über soziale Medien mitbekommen. Doch sie möchte sich solidarisch mit den Frauen und anderen Opfern zeigen. „Ich habe schon gesehen, dass sich auch andere Tätowiererinnen angeschlossen haben und begrüße das.“ Wie lange sie dieses Angebot aufrechterhalten will, weiß sie bis jetzt noch nicht, da sie momentan mit den Anfragen sehr viel zu tun habe. Ihr Angebot sei auch hauptsächlich auf „Blackwork“ beschränkt, das heißt: Sie überdeckt das Tattoo komplett. Geld möchte sie dafür nicht annehmen, Spenden werde sie an Organisationen weiterleiten, die Missbrauch an Frauen bekämpfen. 

Mila Loba sagt auf Instagram, sie sei selber von der ganzen Aufmerksamkeit überfordert. Sie hatte nicht erwartet, dass ihr Post so eine Welle schlägt. 
Mila Loba sagt auf Instagram, sie sei selber von der ganzen Aufmerksamkeit überfordert. Sie hatte nicht erwartet, dass ihr Post so eine Welle schlägt. Anna Stangel

Die meisten Rückmeldungen zu dem Post seien bisher positiv gewesen. „Ich bin jedenfalls total überwältigt“, sagt sie, „von der positiven Resonanz auf meine spontane Idee“. Doch es habe auch negative Antworten gegeben, auf Instagram postet sie eine davon: „Hör auf, Menschen böse dastehen zu lassen und falsche Behauptungen zu unterstützen.“ Das schrieb ihr jemand und beendete seine Nachricht auf Englisch: „Its not a look Babe“. Grob übersetzt heißt das: „Das steht dir nicht, Schätzchen.“

Außerdem versucht sie, ihren Abonnenten zu erklären, dass sie auch als Tätowiererin Termine mit Kunden habe, die sie nicht absagen könne. Deshalb kann sie nicht jeden Tag Rammstein-Tattoos überstechen. Sie werde jedoch ihr Bestes tun, so schnell wie möglich Termine freizugeben und auf alle Anfragen zu reagieren.