Wenn die Rede vom ältesten Restaurant Berlins ist, kommt man schnell auf das Haus „Zur letzten Instanz“ in der Waisenstraße nahe des Alexanderplatzes. Die Einrichtung ist zum Teil historisch, und es gibt einzigartige Alt-Berliner Spezialitäten wie das „Berliner Schnitzel“, das aus einer panierten Scheibe Kuheuter besteht.
Das Haus wurde 1561 erstmals urkundlich erwähnt, aber erst seit 1924 nennt es sich „Zur letzten Instanz“. Im Krieg stark zerstört, ließ es der Ost-Berliner Magistrat 1961 wieder als HO-Gaststätte aufbauen. Immerhin steht noch der historische Kachelofen aus Majolika-Kacheln in der Wirtsstube, wenn er auch nicht mehr befeuert wird.

Auch der „Alte Fritz“, eigentlich „Krumme Linde im Alten Fritz“ in Tegel hat sich den Beinamen „Berlins ältestes Restaurant“ gegeben. Das hübsche Bauwerk liegt malerisch im Tegeler Forst, unweit des Schlosses Tegel und des Tegeler Sees. Gegenüber residiert das Wirtshaus „Alte Waldschänke“, und jetzt wird es kompliziert – auch die „Alte Waldschänke“ nimmt für sich in Anspruch, die älteste noch bestehende Gaststätte der Stadt zu sein.
Der „Alte Fritz“ wurde bereits 1410 urkundlich als „Neuer Krug“ erwähnt, und war damals eine Gaststätte mit Pferdewechsel-Station. Die Gebrüder Humboldt kehrten später hier ein, sie waren ja nebenan im Schloss zu Hause, und auch Goethe war hier sowie der Kronprinz Friedrich von Preußen, eben der Alte Fritz, nach dem das Restaurant seit 1900 benannt ist. Allerdings ist auch der „Alte Fritz“ kein Original mehr – das Haus wurde im Jahr 1979 originalgetreu wieder aufgebaut und wirkt heute taufrisch. Wegen eines Wasserschadens ist das Lokal zurzeit allerdings geschlossen.
Auch unter der Woche ist kaum ein Tisch frei
Auch die „Alte Waldschänke“ macht einen properen Eindruck – und ist, wie man sich denken kann, zum Großteil ein Nachbau. Sie wurde 1650 erstmals erwähnt und war eine Gaststätte für einfache Leute und Händler, die mit ihren Kutschen auf dem Weg nach Berlin waren. Zu Mauerzeiten, als West-Berlin kulinarisches Ödland war, wurde die abgelegene Waldschänke durch den Sternekoch Siegfried Rockendorf ein Ziel für Gourmet-Pilger. Ende der 70er-Jahre eröffnete der Koch dort sein Restaurant und brachte es auf sensationelle zwei Michelin-Sterne. Rockendorf starb vor 22 Jahren unter tragischen Umständen – der Sternekoch erstickte an einem Stück Braten.
1996 wurde das Haus kernsaniert, und die Küche wurde in den Keller verlegt – durch Glasscheiben im Boden kann man den Köchen heute bei ihrer Arbeit zusehen. Es gibt Plätze im Erdgeschoss und im ersten Stock unter dem Dach, wobei das Dachgeschoss meist nur für Feiern genutzt wird. Leider ist von der historischen Einrichtung bis auf eine kleine Holzbank am Eingang nichts mehr übrig, man sitzt auf modernen Holzstühlen an Holztischen.

Das Restaurant ist beliebt, auch wochentags bleibt hier kaum ein Tisch frei. Der neue Betreiber, Wiesenstein, hat sich auf die schwäbische Küche verlegt, dazu gibt es eine kleine Auswahl baden-württembergischer Weine und das Alpirsbacher Klosterbräu vom Fass aus dem Schwarzwald, ein hervorragendes Bier, das in Berlin äußerst selten ausgeschenkt wird. Auf der Karte stehen schwäbische Klassiker wie Linsen mit Spätzle und Saitenwürstchen, Maultaschen in verschiedenen Variationen, die unvermeidlichen Käsespätzle, Saure Nierchen, Zwiebelrostbraten, Ochsenfetzen, Zander auf Mandelbutter und natürlich Schnitzel – allerdings mit einer Kruste aus Cornflakes.
Liebevoll angerichtet
Die Preise zwischen 13 Euro und 25 Euro für Hauptgerichte sind bei der Qualität der Speisen knapp kalkuliert. Die Badischen Ochsenfetzen kommen sehr schnell und sind perfekt zubereitet: zartes Rindfleisch in Stücken, gut durchgebraten, mit einem gekühlten Stück Kräuterbutter, dazu Bratkartoffeln mit viel Zwiebel.
Der Salatteller dazu zeigt die Qualität der Küche: auch Wildkräuter sind hier untergemengt sowie selbst gemachter Bohnensalat aus grünen Bohnen. Die Portion ist nicht zu groß und nicht zu klein. Vom Kellner ist zu erfahren, dass die Portionen früher größer waren, aber da habe man viel wegschmeißen müssen. Aus guten Gründen habe man dann die Portionen verkleinert. Auch die Teller an den Tischen nebenan sind liebevoll angerichtet – besonders lecker wirkt der Kaiserschmarrn mit Zimt-Zwetschgen und Mandelsplittern für 8,50 Euro – eigentlich mehr als eine Nachspeise.
Für Kinder gibt es – vorbildhaft – kein Fast Food wie in vielen anderen Lokalen, sondern „echte“ Speisen: Käsespätzle (7,50 Euro) und Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat (8,50 Euro). Auch dass alle Weine, vom Trollinger „Schlürferle“ bis zum Monarchie Salucci nicht nur als Flasche, sondern auch im Glas ausgeschenkt werden, sollte Nachahmer finden. Darauf ein Viertele Landwein! (5,20 Euro).
Zur letzten Instanz, Waisenstraße 14-16, 10179 Berlin-Mitte. post@zurletzteninstanz.de
Krumme Linde im Alten Fritz, Karolinenstraße 12, 13507 Tegel, weiss@restaurant-alter-fritz.de




