In den vergangenen Tagen sorgte die Ankündigung von Umweltsenatorin Bettina Jarasch, dass Fahrräder bald kostenfrei auf gebührenpflichtigen Auto-Parkplätzen abgestellt werden dürfen, für einigen Trubel. Autofahrer bekamen Schnappatmung, Fahrrad-Lobbyisten kündigten an, reihenweise Parkplätze mit alten Drahteseln zu blockieren. So führen wir heutzutage Debatten, ist das nicht schön?
Was wäre die Folge, würden demnächst wirklich massenhaft Leute ihre Fahrräder auf Auto-Parkplätzen abstellen? Es würde wohl ein schon vorhandenes und von einer Lösung sehr weit entferntes Problem weiter zuspitzen: Finden sie keinen Parkplatz, neigen viele Autofahrer doch schon jetzt dazu, ihre Fahrzeuge kreuz und quer und nicht selten verkehrsgefährdend abzustellen, ohne dass sie dafür ernsthaft mit Konsequenzen rechnen müssten.
Als Fahrradfahrer und Fußgänger, seltener Öffi- und gelegentlicher Carsharing-Nutzer bin ich froh über jedes Auto, das ordnungsgemäß auf einem dafür ausgewiesenen Platz geparkt wird. Am Ende wird die Sache mit den Rädern auf Kfz-Plätzen eine Scheindebatte über einen angeblichen Beitrag zur Verkehrswende bleiben. Denn Radfahrer bevorzugen aus naheliegenden Gründen sowieso, ihre Räder irgendwo anzuschließen, statt sie in den leeren Raum zu stellen. Wie viel zielführender wäre es also, würden wir uns um die Verbesserung des Ist-Zustands kümmern?
Vor ein paar Wochen ging es an dieser Stelle um die Ankündigung einer Müllabfuhr, künftig die Tonnen nicht mehr zu leeren, solange sich die Parksituation vor dem Haus nicht ändert. Ein Innenstadt-Problem, denn vor dem Haus darf völlig rechtskonform geparkt werden. Die Hausverwaltung hat daraufhin das Aufstellen eines Transportüberwegs der BSR beantragt. Die sind nicht schön, aber wie lautet ein altes Architektur-Mantra: Die Form folgt der Funktion. Dort, wo diese Brücken aufgestellt werden, kann kein Auto die Zuwegung verstellen, Mülltonnen lassen sich ebenso praktisch darüber schieben wie Kinderwagen.


