Arbeitsmarkt

Weiterhin mehr Arbeitslose in Berlin als vor der Pandemie

Nachfrage nach Arbeitskräften steigt vor allem saisonbedingt. Berliner Arbeitsagenturen melden mehr als 21.000 offene Stellen. Aber es gibt neue Unsicherheiten.

Die Arbeitsagenturen haben wieder mehr zu bieten.
Die Arbeitsagenturen haben wieder mehr zu bieten.imago/Ralph Peters

Auf dem Berliner Arbeitsmarkt geht es weiter aufwärts. Nach Angaben der hiesigen Arbeitsagenturen waren in der Stadt im April insgesamt 176.717 Menschen als arbeitslos registriert. Das waren 2869 Berliner weniger als noch im März. Gegenüber dem April des vergangenen Jahres ging die Zahl der Arbeitslosen in Berlin sogar um 33.067 zurück. Die Arbeitslosenquote sank damit ebenfalls und beträgt derzeit 8,7 Prozent.

Tatsächlich ist die Nachfrage nach Arbeitskräften den Zahlen der Arbeitsbehörde zufolge hoch. Aktuell sind dort insgesamt 21.865 freie Arbeitsstellen gemeldet. Das sind 6297 Jobs mehr als im April vergangenen Jahres. Allein im Bereich Verkehr und Logistik ist die Zahl der offenen Stellen binnen eines Jahres von 1300 auf 2600 gewachsen. Auch im Bereich Handel und Tourismus hat sich das Angebot von 1800 auf 3500 Jobs nahezu verdoppelt. Im produzierenden Gewerbe wuchs die Zahl der offenen Stellen indes nur um 700 auf 3350.

Zugleich wurde abermals weniger Kurzarbeit beantragt. Hatten im Februar noch etwa 1000 Berliner Betriebe für mehr als 10.000 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet, taten dies im April nur noch 211 Unternehmer für 1600 Mitarbeiter. Aber wenngleich parallel endlich auch über 2200 Langzeitarbeitslose weniger registriert waren als noch im März, sind in Berlin insgesamt noch immer weit mehr Menschen ohne Arbeit als vor der Pandemie. Im April 2019 gab es in der Stadt 148.800 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag seinerzeit bei 7,7 Prozent.

Nun haben der Ukraine-Krieg und fragile Lieferketten neue Risiken auch für die Berliner Wirtschaft geschaffen. „Eine plötzliche Knappheit beim Energieträger Erdgas würde den Arbeitsmarkt nicht unberührt lassen“, sagt  Alexander Schirp, Vize-Chef der regionalen Unternehmensverbände. Die Unsicherheit in den Unternehmen sei groß. Auch Florian Seyfert, Volkswirt bei der Berliner Sparkasse, sieht die hauptstädtische Wirtschaft unter Druck. Die Belastungen seien nach seiner Einschätzung aber geringer als in anderen Bundesländern. „Berlin ist stärker auf Dienstleistungen als auf Industrie ausgerichtet und verbraucht weniger Energie“, sagt Seyfert und erwartet für dieses Jahr in Berlin ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent. Es läge damit leicht über dem Vorjahresniveau von 3,3 Prozent.

Bei der Investitionsbank Berlin (IBB) ist man indes weniger optimistisch. Dort wird ein Wachstum von rund drei Prozent erwartet. Zugleich warnen die IBB-Volkswirte, dass die Abwärtsrisiken für diese Prognosen hoch seien. So müsste etwa nach den erneuten Lockdown-Maßnahmen in Shanghai mit weiterhin gestörten Lieferketten gerechnet werden.

In den Arbeitsagenturen in Brandenburg wurden im April insgesamt 71.106 Arbeitslose gezählt. Damit waren dort 2262 Personen weniger als arbeitslos registriert als im März. Gegenüber dem April des Vorjahres ging deren Zahl um 11.752 zurück, während die der offenen Stellen um 6552 auf 28.523 wuchs. Die Arbeitslosenquote sank in Brandenburg auf 5,3 Prozent. Bundesweit gab es im April gegenüber dem März 53.000 Arbeitslose weniger. Bei insgesamt 2,3 Millionen Menschen ohne Beschäftigung liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei 5,0 Prozent.