Kriminalität

Wegen Gewalt gegen Berliner Polizisten: Es mangelt an Nachwuchs und Arabisch-Dolmetschern

Die Zahl tätlicher Angriffe hat sich fast verdoppelt: Berlins Polizeipräsidentin warnt vor Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung.

Polizisten warten in der Nähe einer propalästinensischen Demonstration am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg.
Polizisten warten in der Nähe einer propalästinensischen Demonstration am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg.Michael Kappeler/dpa

Die vielen gewalttätigen Übergriffe auf Polizisten in Berlin schrecken offenbar junge Menschen vor einer Bewerbung bei der Polizei ab. Nach Angaben der Polizei hat sich die Zahl der tätlichen Angriffe auf Einsatzkräfte fast verdoppelt: von 1519 Fällen im Jahr 2019 auf 2973 im Jahr 2023.

„Die meiste Gewalt erleben Kollegen in Funkwagen, die ungeschützter sind als Kollegen in Hundertschaften“, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses.

„Wenn die Gewaltübergriffe auf Polizeikräfte zunehmen, wird der Polizeiberuf immer weniger attraktiv. Und das kann niemand wollen in dieser Stadt“, sagte die Polizeipräsidentin. Nach den Vorfällen in der Silvesternacht habe man durchaus erlebt, dass vereinzelt junge Kollegen in der Polizeiakademie ihre Ausbildung abgebrochen hätten. „Wenn diese Gewalt noch alltäglicher wird, als sie ist, wird die Situation nicht einfacher bei uns für die Personalgewinnung“, sagte Slowik.

„Wir tun sehr viel. Die Eigensicherung ist ein entscheidender Gegenstand in der Ausbildung“, sagte sie. Wegen der vermehrten Messerangriffe würden die Kolleginnen und Kollegen geschult.

Gewalt und Drohungen haben noch einen anderen Effekt, wie man derzeit bei den antiisraelischen Demonstrationen sieht, bei denen es immer wieder zu Angriffen auf Polizeikräfte kommt – wie etwa am vergangenen Samstagabend in Kreuzberg. Die Polizei hat Schwierigkeiten, vereidigte Dolmetscher zu finden, die volksverhetzende Parolen erkennen können, die in arabischer Sprache skandiert werden. „Sie sind teilweise Bedrohungen ausgesetzt“, sagte Slowik. „Wir erleben einen Rückgang der Dolmetscher, die bereit sind, solche Versammlungen zu begleiten.“