Bewohner von Großstädten sind eigentümliche Wesen. Sie wohnen extra weit weg von der Natur, aber viele von ihnen lieben sie zugleich und halten den Berliner Tierpark und Zoo irgendwie für Natur. Dabei sind das doch vom Menschen angelegte Parks, in denen Tiere gehalten werden, damit die Menschen sie bestaunen können.
Das ist im Zoo nun nicht mehr möglich. Vogelgrippe. Das hat viele überrascht. Obwohl die Tierkrankheit seit 2020 wieder massiv in Europa grassiert – quasi parallel zu Corona. Noch nie gab es in den Sommermonaten so viele Fälle von Vogelpest wie in diesem Jahr. Aber das interessiert Städter meist nicht, auch nicht, dass europaweit 48 Millionen Nutzvögel sicherheitshalber notgeschlachtet wurden, um die Ausbreitung einzudämmen.
All das passiert ja draußen auf dem Dorf. Nun aber ist eines der beliebtesten Ausflugsziele Berlins dicht. Die Ironie: Die Natur hat mitten im urbanen Gewimmel der Großstadt doch die Herrschaft übernommen. Als sich bei einem Vogel das Virus fand, wurde der Zoo sofort geräumt.
Eigentlich ist auch eine Sperrzone vorgeschrieben, aber die ist in der Großstadt schwer umsetzbar. Da ist es von Vorteil, dass Berliner so naturfern leben. Vor 100 Jahren wurden hier noch eine halbe Millionen Hühner & Co gehalten, heute gibt es Hühnchen meist nur auf dem Grill oder im Kühlregal. Die einzigen Vögel, die in der Nähe von Berlinern leben, sind Kanarienvögel und Tauben.

