Mit der Bahn von Berlin ohne Umsteigen nach Polen – das ist bald noch häufiger möglich. Nicht mehr lang, dann fahren täglich bis zu sechs Eurocity-Züge nach Warschau. Und auf der Strecke nach Breslau (Wroclaw) kehrt der Kulturzug nach monatelanger Pause auf die Gleise zurück. „Eine europaweit einzigartige, grenzübergreifende Direktverbindung mit Konzerten, Lesungen, Aufführungen und Gesprächen an Bord“, wirbt der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB).
Rund sechs Stunden dauert die Reise im Berlin-Warszawa-Express, der bei Frankfurt die Oder überquert. Das ist konkurrenzfähig im Vergleich mit dem Auto und dem Flugzeug. Im Bordbistro gibt es polnische Gerichte wie Żurek, eine herzhafte Suppe, für umgerechnet 3,90 Euro, oder Kotlet Schabowy für 8,90 Euro. Dazu passt ein Bier, 0,5 Liter für 2,80 Euro. Unterwegs halten die Eurocity-Züge in der polnischen Messestadt Posen (Poznan), die ebenfalls eine Reise wert ist.
Das neue internationale Zugpaar, das vom 11. Juni an täglich verkehrt, schließt am Vormittag eine Lücke, die bisher im Fahrplan bestand. Wegen Bauarbeiten startet der zusätzliche Eurocity in Berlin bis 1. Juli nicht im Hauptbahnhof, sondern im Bahnhof Gesundbrunnen. Laut Fahrplan beginnt die Reise dort um 11.35 Uhr. Um 14.45 Uhr soll der Eurocity Posen erreichen, um 17.40 Uhr den Bahnhof Gdanska in Warschau.

In der Gegenrichtung kommt ebenfalls am Vormittag eine Fahrt hinzu. Start in Warszawa Gdanska ist täglich um 10.21 Uhr, Ankunft in Berlin Gesundbrunnen um 16.16 Uhr. Vom 2. Juli an steuert der Berlin-Warszawa-Express in Berlin wieder den Hauptbahnhof an.
Für die erste Fahrt am Wochenende gibt es noch Tickets für 59,90 Euro pro Person und Strecke. Wer Glück hat und lang genug im Voraus bucht, kann aber auch schon für 27,90 Euro von Berlin nach Warschau reisen.
Eine weitere Neuigkeit betrifft die Relation zwischen Berlin und Breslau, das 2016 europäische Kulturhauptstadt war. Die reizvolle Altstadt, die großen Parks sowie architektonische Schätze wie die Jahrhunderthalle und Erich Mendelssohns Kaufhaus Petersdorff lohnen die Reise. Schon heute gibt es von Berlin aus täglich zwei Direktverbindungen in die Oderstadt. Der Eurocity Wawel nach Krakau–Przemyśl, der am Vormittag abfährt, hält dort ebenso wie der Nachtzug nach Wien. Die Fahrt dauert jeweils viereinhalb Stunden, gehalten wird unter anderem in Grünberg (Zielona Góra).
Der Kulturzug schafft vom 16. Juni an an Wochenenden eine weitere Direktverbindung. Die beiden Dieseltriebwagen des Siemens Desiro Classic starten freitags um 14.43 Uhr und sonnabends um 7.59 Uhr in Berlin-Lichtenberg. Jeweils sechs Minuten später nehmen sie am oberen Regionalbahnsteig des Bahnhofs Ostkreuz (Gleis 13) weitere Fahrgäste auf.

Nach jeweils knapp viereinhalb Stunden Fahrt soll der Interregio Express um 19.18 Uhr beziehungsweise 12.35 Uhr im Breslauer Bahnhof, der an ein englisches Schloss aus der Tudorzeit erinnert, eintreffen. Von dort geht es laut Fahrplan freitags um 19.32 Uhr sowie sonntags um 17.30 Uhr wieder über Cottbus nach Berlin zurück.
Das Kulturzugticket gilt in Breslau auch in Stadtbussen und Straßenbahnen
Der Fahrplan eignet sich also für einen zweitägigen Wochenendausflug. Im Zug gelten besondere Tickets. Für die einfache Fahrt Berlin–Breslau zahlen Erwachsene in diesem Jahr 24,90 Euro pro Weg. Bisher waren es 19 Euro, dieser Preis hatte sich seit der Premierenfahrt 2016 nicht verändert. Für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren kostet die einfache Fahrt aktuell 12,40 Euro. Fahrkarten gibt es unter anderem in Reisezentren der Deutschen Bahn sowie online im dbregio-shop.de. Platzreservierungen sind möglich, der Preis beträgt 4,90 Euro. Fahrräder können nicht mitgenommen werden. Kulturzugtickets nach Breslau gelten dort auch als Tageskarte für die städtischen Busse und Straßenbahnen.
Früher fuhr der Zug über Forst, zuletzt nutzte er die neue, im polnischen Streckenabschnitt modernisierte Trasse über Horka–Kohlfurt (Węgliniec). Auf diese Trasse kehrt er nun zurück. In Polen hält der Regionalzug unterwegs in Kohlfurt, in der Keramikstadt Bunzlau (Bolesławiec), Haynau (Chojnów) und Liegnitz (Legnica).
Die Kultur, die dem europaweit einzigartigen Zug den Namen gegeben hat, findet im vorderen Triebwagen statt. Lesungen und Musik gehören auch in diesem Jahr zum Programm. Während der Fahrt gab es aber auch schon Karaoke-Sessions, Dating-Events, Sprachkurse und Tanzveranstaltungen. Seit Oktober 2022 ist das mehrsprachige und preisgekrönte Kulturprogramm ein Projekt der Kulturprojekte Berlin GmbH.
Mit dem Deutschlandticket von Berlin an den Strand von Swinemünde
Berlin und Brandenburg teilen sich die Betriebskosten, die DB Regio ihnen in Rechnung stellt. In diesem Jahr war es ein höherer Betrag. Die Woiwodschaft Niederschlesien dürfe sich aus rechtlichen Gründen nicht beteiligen, sagen Experten. Regionalisierungsmittel, wie sie in Deutschland der Bund für die Finanzierung des Regionalverkehrs aufbringt, gebe es dort nicht. Die niederschlesische Eisenbahn KD betreibt den Zug auf dem polnischen Abschnitt eigenwirtschaftlich, also ohne staatliches Geld.
Wie berichtet, sieht der Fahrplan Fahrten bis zum 9. Dezember vor. Für das kommende Jahr werde ein neues Konzept überlegt, berichtete die Berliner Zeitung im April. Ein Vorschlag lautet, das Kulturprogramm künftig in den Eurocity Wawel zu verlagern.





