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Touristisches Vorglühen: Im Buch der Reise sehnsüchtig vorauseilen

Sehnsucht und Vorfreude sind gute Reiseführer. Mit der Buchreihe „Menschen und Orte“ der Berliner Edition A.B. Fischer gelingt das touristische Vorglühen.

Die Schriftstellerin Tania Blixen 1957 am Kopenhagener Flughafen
Die Schriftstellerin Tania Blixen 1957 am Kopenhagener FlughafenSAS

Nach Weihnachten ist vor dem Urlaub. Sind die Geschenke ausgepackt, ist Platz im Kopf für Reiseträume. Bei mir beginnt der nächste Trip meist per Buch. So auch im Fall der Schriftstellerin Tania Blixen (1885–1962), die den Roman „Jenseits von Afrika“ schrieb. Ihren Schreibtisch im dänischen Rungstedl sah ich zunächst auf einem Foto in einem Band der Reihe „Menschen und Orte“, herausgegeben von der Berliner Edition A.B. Fischer. Und dann in echt.

Als ich durch Blixens Landhaus bei Kopenhagen ging, heute ist es ein Museum, war mir vieles schon ein wenig vertraut. Der üppig grün blühende Garten, die weiße Holzbrücke darin, die Speere an der Zimmerwand, die Tierfiguren als Erinnerungen an ihre Zeit in Afrika – all das meinte ich bereits zu kennen.

Solche Blicke in die Leben berühmter Künstlerinnen und Künstler werfen die Verleger seit mehr als 20 Jahren. 44 Hefte sind es inzwischen – schlicht-schön im farbigen Umschlag mit Schwarz-Weiß-Porträt darauf. Auf 32 Seiten dichte Beschreibungen des Alltags der jeweiligen Künstler an ihren Lebensorten. Bertolt Brecht beispielsweise in Buckow, Gerhard Hauptmann auf Hiddensee, Georg Kolbe in Berlin-Westend.

Angelika und Bernd Erhard Fischer, Ehepaar und Verlegerpaar, erzählten mir bei meinem Besuch im Lichtenrader Einfamilien- und Verlagshaus am äußersten Stadtrand, sie wollten vor allem „Emphase wecken für die Literaten und Künstler, über die wir publizieren“. Es sei der Versuch, aus dem biografischen Feature eine eigene kleine Kunstform zu machen.

Die Fenster, aus denen Tania Blixen in Richtung Afrika blickte

Beim Lesen kam mir Tania Blixen anders nahe als in ihren Werken selbst. Wie freute ich mich, als ich endlich selbst vor Ort war! Ich sah den Sund vorm Haus, in dem sie schwamm, die Holzfenster, aus denen sie in Richtung Afrika blickte und sich an vergangene Lieben erinnerte. Die Hefte seien „indirekte Porträts“, sagte mir Bernd Fischer. Er ist selbst Autor von vielen.

Seine Frau Angelika ist für die stillen, ausdrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotos verantwortlich. „Man soll nachspüren können. Hier hat derjenige gelebt und so ist seine Atmosphäre.“ Es sei ein Malen mit Licht. „Ich versuche, die Bilder immer mit dem natürlichen Licht zu fotografieren. Auch in den Innenräumen.“ Bei Hans Fallada im mecklenburgischen Carwitz ist im Wohnzimmer alles schwarz, nur schwarze Möbel, sein Schreibtisch, seine Regale. „Schönes Schwarz.“

Die nächste Reise wartet schon auf meinem Berliner Nachttisch. Es geht zu Hermann Hesse ins Dorf Montagnola im Schweizer Tessin.