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Termin beim Bürgeramt: Wie man die Warteschleife mit Geduld überlistet

Der Weg ist das Ziel beim Erhaschen eines Termins bei einem Bürgeramt in Berlin. Schon nach zehn bis 15 Anrufen ging jemand ans Telefon.

Buchstaben, die Freude verheißen: Bürgeramt, hier im Rathaus Spandau
Buchstaben, die Freude verheißen: Bürgeramt, hier im Rathaus SpandauWolfgang Kumm/dpa

Nur nicht aufregen, dann kommt man besser durch den Berliner Alltag. Das Leben in der Warteschleife der Behörden-Telefonnummer 115 ist meist angenehm und irgendwann kommt man doch noch dran. Auch für das Erhaschen eines Termins beim Bürgeramt gilt: Der Weg ist das Ziel.

Ende September läuft mein Reisepass ab. Reisen, für die ich ihn bräuchte, hatte ich extra nicht in diesem Jahr geplant. Um mich nicht selbst unter Druck zu setzen, lautete meine Parole, irgendwann im Jahr 2024 das Dokument zu erhalten. Mehrere Blicke auf behördliche Internet-Auftritte ohne Termine hatten mich schon Ende des Jahres 2023 beschließen lassen, ausschließlich per Telefon auf die Jagd zu gehen.

IT-Störung bei den Berliner Bürgerämtern

Anfang des Jahres hieß es bei uns in der Berliner Zeitung: „Berliner Bürgerämter lahmgelegt: Kein Ende der IT-Störung in Sicht“. Das entlastete mich, ich schlief morgens länger.

Schon fünf Tage später hieß es: „Bürgerämter sind wieder arbeitsfähig.“ Oha, dachte ich enttäuscht. Warum ging das so schnell? Jetzt muss ich aber ran. Ein Blick in den Kalender entspannte mich wieder, es war weiterhin erst Januar. Vielleicht nächsten Monat, beschloss ich.

Ende Januar meldeten wir „Bürgeramtstermine am Samstag?“. Gute Idee, dachte ich und freute mich auf einen Sonnabend irgendwann. Dass dem ein Beschluss vorangehen muss, war mir klar. Aber so was ist die Sache anderer Leute, damit haben wir nichts zu tun, müssen wir uns nicht anstrengen, sagte mein Hirn schulterzuckend zu mir.

Im Februar und März ruhte ich mich aus, keine Gefahr im Verzug, die meiste Zeit des Jahres liegt noch vor mir, beruhigte ich mich. Es war auch viel zu kalt draußen für lange Anfahrten quer durch die Stadt. Ich blieb drinnen im Warmen.

Am Gründonnerstag, einem der letzten Tage des April, raffte ich mich auf. Jetzt sollte es etwas werden! Draußen waren die Bäume schon grün. Dass unter die Bürgernummer 115 niemand abnahm, überraschte mich nicht. Die sind im Osterurlaub, erklärte ich mir verständnisvoll. Diese Entschuldigung reichte mir bis Ende Mai, dann griff ich wieder zum Telefon. Regelmäßig, alle paar Tage. Die Sache sollte in Gang kommen, das Jahr war voll im Tritt. Ich auch.

Als ich Mitte Juni mal wieder am Telefon hing und niemand abnahm, las ich, dass das mit den Bürgeramtsterminen weiterhin schwierig bleiben werde. Zum ersten Mal machte sich Enttäuschung in mir breit. Dranbleiben, sagte ich mir, gerade unter diesen schwierigen Umständen.

Seitdem habe ich es immer mal wieder versucht, wenn ich zehn Minuten Zeit hatte. Zehn- bis 15-mal bestimmt. Jüngst war endlich eine menschliche Stimme zu vernehmen. Mitte August habe ich den Termin. Ich freu mich!