Verkehr

Probleme mit Betonschwellen: Bahn sperrt überraschend Strecke in Berlin

Die Regionalbahn RB26 kann nicht mehr zwischen Ostkreuz, Lichtenberg und Mahlsdorf fahren. Grund sind Untersuchungen nach dem Zugunfall in Bayern.

Ein Dieseltriebwagen der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) vom Typ Pesa Link. Solche Fahrzeuge sind auf der Regionalbahnlinie RB26, die von der Sperrung betroffen ist, unterwegs.
Ein Dieseltriebwagen der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) vom Typ Pesa Link. Solche Fahrzeuge sind auf der Regionalbahnlinie RB26, die von der Sperrung betroffen ist, unterwegs.Niederbarnimer Eisenbahn

Eine böse Überraschung für Pendler und für Ausflügler, die eine Wanderung in der Märkischen Schweiz oder eine Radtour im Oderbruch planen: Ein Teilstück der Regionalbahnlinie RB26, das durch den Osten Berlins verläuft, steht für den Zugbetrieb auf unbestimmte Zeit nicht mehr zur Verfügung. DB Netz, das für die Gleise zuständige Unternehmen der Deutschen Bahn, hat den Abschnitt zwischen Berlin-Lichtenberg und Berlin-Mahlsdorf überraschend, ohne längere Ankündigung, komplett gesperrt. Grund seien „Störungen an der Infrastruktur“, teilte die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) mit.

Die Regionalbahnen dieser Linie müssen zwischen den Berliner Stationen Ostkreuz, Lichtenberg und Mahlsdorf entfallen. „Alle Fahrten der RB26 beginnen beziehungsweise enden in Mahlsdorf“, so die NEB auf ihrer Internetseite. Um den gesperrten Abschnitt zu überbrücken, müssen die Fahrgäste auf die parallel verlaufende S5 ausweichen. Da die S-Bahnen andere Gleise nutzen, sind sie von der Störung nicht betroffen.

Bahn lässt viele Tausend Betonschwellen untersuchen

Der Betrieb auf den Gleisen für Regional- und Güterzüge ist bereits am Freitagmorgen eingestellt worden. Berichten zufolge hat die Bahn die überraschende Maßnahme mit „Gleislagefehlern“ zwischen dem Biesdorfer Kreuz und Kaulsdorf begründet. Ein Beobachter sprach von einem „Schwellenproblem“. Auch mehrere Dutzend andere Streckenabschnitte im Netz der Deutschen Bahn seien deshalb gesperrt worden. In Biesdorf seien bereits neue Schwellen abgeladen worden, berichtete ein Bahnexperte. „Wir bestätigen, dass die Arbeiten im Zusammenhang mit dem aktuellen Schwelleninspektionsprogramm stehen“, teilte ein Bahnsprecher am Montag mit.

Zwei Tage vor der Sperrung im Osten Berlins hatte die Bahn angekündigt, dass sie bundesweit rund 200.000 Schwellen überprüfen will. Das war dem Vernehmen nach eine Reaktion auf das schwere Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen, bei dem fünf Menschen getötet und mehr als 60 verletzt wurden. Bei den Betonschwellen, die nun untersucht werden sollen, handelt es sich um den gleichen Bautyp wie auf dem Streckenabschnitt in Bayern, auf dem ein Zug nach München am 3. Juni entgleiste.

Triebwagen müssen mobil betankt werden – Fahrten fallen aus

Dem Vernehmen nach war DB Netz Mitte der vergangenen Woche zu dem Schluss gekommen, dass es mit der Strecke 6087 im Osten Berlins, auf der die Züge der RB26 mit 100 Kilometer in der Stunde unterwegs sind, ein Problem gibt. Beobachter fragen sich, warum die Sperrung erst zu Freitag angeordnet wurde. „Über die Dauer kann momentan noch keine Aussage getroffen werden“, teilte die NEB mit. Bei der Bahn ist intern davon die Rede, dass sie „bis auf Weiteres“ andauert – mindestens bis Ende Juli. „Wir tun alles dafür, die Arbeiten so schnell wie möglich umzusetzen“, versicherte der Bahnsprecher.

Beobachter gehen davon aus, dass die Maßnahme auch den Güterzugverkehr vom und zum Zementwerk in Rüdersdorf beeinträchtigt. Dessen Gleisanschluss mündet in die Ostbahn, wie die Eisenbahnstrecke von Berlin in Richtung Osten traditionell heißt.

Der Abschnitt der RB26 zwischen Küstrin-Kietz und der polnischen Stadt Kostrzyn (Küstrin) ist voraussichtlich bis Ende 2022 gesperrt, weil die Brücke über die Oder neu gebaut wird. Die Niederbarnimer Eisenbahn erinnerte nun daran, dass bis Sonntag auch das vorgelagerte Teilstück zwischen Seelow-Gusow und Küstrin-Kietz nicht für den Zugbetrieb zur Verfügung steht. Grund seien auch dort Baumaßnahmen, hieß es.

Das führt dazu, dass die Dieseltriebwagen der Linie RB26 vom Typ Pesa Link so lange zwischen Berlin-Mahlsdorf und Seelow-Gusow eingeschlossen sind, so die NEB weiter. Auf dem Schienenweg können sie vorerst nicht mehr zur Tankstelle oder in die Werkstatt gelangen. Die Fahrzeuge bekommen ihren Kraftstoff nun durch Lastwagen, sie werden mobil betankt. „In der Folge müssen sie regelmäßig zum Tanken aus dem Betrieb herausgenommen werden und die entsprechenden Fahrten abschnittsweise ausfallen“, berichtete der Zugbetreiber. Folge ist, dass täglich vier Zugfahrten zwischen Mahlsdorf und Strausberg nicht stattfinden können.

Nur noch Tempo 20 zwischen Wandlitzsee und Basdorf

Die Niederbarnimer Eisenbahn hat auch auf ihrem eigenen Streckennetz nordöstlich von Berlin Probleme mit Schwellen. Das Unternehmen bestätigte auf Anfrage, dass die Züge der Linie RB27 auf einem rund zwei Kilometer langen Teilstück zwischen Wandlitz und Basdorf seit dem 13. Juli nur noch Tempo 20 fahren dürfen. Die ursprüngliche Planung, die Schwellen auf diesem Abschnitt der Heidekrautbahn auszutauschen, musste geändert werden. Weil sich die Schäden vergrößert hätten, werde die Streckensanierung jetzt auf den diesjährigen Sommer vorgezogen, erfuhr die Berliner Zeitung.

Um weiterhin die Sicherheit zu gewährleisten, sei die Langsamfahrstelle eingerichtet worden. Die Verstärkerzüge von und nach Berlin-Gesundbrunnen beginnen und enden schon in Basdorf. Von den übrigen Fahrten werden „massenhaft Verspätungen“ berichtet.

„Auf dem Abschnitt müssen Schwellen ausgewechselt werden. Diese sind bereits bestellt und werden nach der Lieferung sofort eingebaut. Die Langsamfahrstelle wird daher noch mindestens sechs Wochen bestehen“, sagte NEB-Sprecherin Katja Tenkoul.