Die Berliner Polizei ermittelt gegen einen ihrer eigenen Beamten. Er soll bei einem Einsatz in einer Wohnung eine Frau fremdenfeindlich beleidigt haben. Auf Twitter sorgt derzeit ein entsprechendes Video für große Aufregung.
In der 53 Sekunden langen Sequenz sind zwei Polizisten in einer Wohnung. Zu sehen ist ein mit den Händen auf den Rücken gefesselter Mann, der auf einem Sofa sitzt, sowie zwei Polizisten. Sie werden von einer Frau angeschrien, im Hintergrund ist das Weinen eines Kindes zu hören.
„Geh raus!“, sagt einer der Beamten zu der Frau. „Das ist mein Haus!“, schreit diese. „Das ist mein Land und du bist hier Gast!“, erwidert der Polizist.
Rassismus bei der Polizei Berlin #polizeiproblem pic.twitter.com/ixzjPh9VnG
— Ferat Koçak (@der_neukoellner) September 13, 2022
Die Frau wirft den Polizisten vor, ihren Mann geschlagen zu haben. Darauf zeigt der Polizist auf die Frau und sagt mit ruhiger Stimme: „Halt die Fresse, fass mich nicht noch mal an!“
„Nicht so sprechen mit meiner Frau!“, ruft der gefesselte Mann auf dem Sofa. „Deine Frau hat nicht so mit mir zu sprechen“, sagt der Polizist. „Du bist hier in unserem Land. Ihr habt Euch nach unseren Gesetzen zu verhalten.“
Wer genau diese Szene mitfilmte, ist unklar. Ein Polizeisprecher bestätigte der Berliner Zeitung, dass das Video einen Polizeieinsatz am vergangenen Freitagmorgen zeigt.
Auf Twitter gepostet hat es am Dienstagabend der Neuköllner Abgeordnete der Linkspartei, Ferat Koçak. Er habe das Video von einem Verein bekommen, der die Familie betreut, sagt er. Der Vorfall in der Wohnung ereignete sich nach seinen Angaben in Alt-Hohenschönhausen mit Beamten des Abschnitts 31.
Staatsschutz ermittelt gegen den Beamten
Nach Angaben des Polizeisprechers hat dazu schon am Freitag die Ermittlungsgruppe „Zentral“ des Polizeilichen Staatsschutzes im Landeskriminalamt die Ermittlungen wegen des Verdachts der fremdenfeindlichen Beleidigung übernommen.
Laut Darstellung der Polizei hatten die Beamten am Freitag in den frühen Morgenstunden eine 28-jährige Frau in ihrer Wohnung für eine Gefährderansprache aufgesucht. Um was es dabei ging, sagt die Polizei nicht. Dies sei noch „Gegenstand der Ermittlungen“, so ein Sprecher.
Gegen den 30-jährigen Ehemann der Frau bestand laut Polizei zudem Haftbefehl wegen Erschleichens von Leistungen, der ebenfalls vollstreckt werden sollte. Im Zuge seiner Verhaftung soll er Widerstand geleistet haben, weshalb er zu Boden gebracht wurde. Ihm wurden Handfesseln angelegt.
Unser #Staatsschutz ermittelt wegen fremdenfeindlicher Beleidigung eines Kollegen gegenüber einer Frau bei einem Einsatz, der sie und ihren Mann betraf. Das Paar erstattete gemeinsam Anzeige bei einem Polizeiabschnitt & zeigte ein Video der Tat.https://t.co/AT9J3ZPouz
— Polizei Berlin (@polizeiberlin) September 13, 2022
^tsm
Die Frau des Verhafteten soll daraufhin versucht haben, ihren Mann aus dem polizeilichen Gewahrsam zu befreien, heißt es im Polizeibericht weiter. Dies sei von den Einsatzkräften unterbunden worden.
Mit Beruhigung der Situation habe die Gefährderansprache durchgeführt werden können. Der bestehende Haftbefehl sei durch Zahlung des offenen Geldbetrags in Höhe von 750 Euro erledigt gewesen. Die Polizisten verließen anschließend die Wohnung und leiteten Ermittlungsverfahren wegen Widerstands, tätlichen Angriffs und versuchter Gefangenenbefreiung ein.
SPD-Abgeordneter fordert Bodycams
Gegen 11 Uhr erstatteten dann die Eheleute bei einem Polizeiabschnitt Anzeige wegen Körperverletzung im Amt. Der Mann soll während der Festnahme leicht an einem Arm verletzt worden sein. Außerdem gab er an, dass seine Frau während des Einsatzes von einem Polizisten fremdenfeindlich beleidigt worden sei, und zeigte ein Video der Situation.
Derweil entlädt sich auf Twitter die Empörung über die Polizisten. Diese spielten sich „als Herrenmenschen auf, was krasse Erinnerungen an d. Nazizeit hervorbringt“, ist da zum Beispiel zu lesen. „Was hat so jemand bei der Polizei verloren?“, schreibt ein anderer. Andere Kommentare kritisieren den aus ihrer Sicht vorhandenen „Rassismus und Rechtsruck bei der Polizei“.

