Der Winter naht, ein wärmender Wollrock sollte mich vor Kälte schützen. Unkompliziert im Internet bestellt, führte das zu einer ausführlichen Korrespondenz, die ich eigentlich gar nicht führen wollte.
Geschwätzigkeit ist mir zuwider, Effizienz angenehm. Als interessant, aber nicht notwendig vermerke ich, wenn die Online-Bestellung Laut gibt, dass sie abgeschickt und zugestellt wurde. Mehr muss es nicht sein an Statusmeldungen. Die Korrespondenz mit dem Wollrock hat inzwischen die Anzahl von 13 (!) Mails erreicht. Und es wird wohl noch was kommen.
Bestellt in Italien, reiste der Wollrock mit DHL zu mir nach Berlin. Von jedem Zwischenstopp der Reise signalisierte er aufgeregt per E-Mail sein Fortkommen. Eingepackt, losgeschickt, Lieferzentrum erreicht, täglich gab es ein oder zwei Mails. „Unterwegs eben. Na und?“, hätte ich gerne herablassend zu ihm gesagt. Aber auf solche Status-E-Mails kann man nicht antworten, Repliken liest sowieso keiner.
Wie ein ständig kläffender Hund
Mich erinnerte das Mail-Geschehen an das ausdauernde Kläffen eines Hundes, der auf sein Fressen wartet und vor Frauchen oder Herrchen hin und her tänzelt, während die Mahlzeit in den Napf gefüllt wird.
Der Höhepunkt unserer Korrespondenz war eines Tages mit vier E-Mails in einem Zeitraum von gut 75 Minuten erreicht. Um 11.16 Uhr schrieb der Wollrock: „Ihre Sendung kommt heute.“ Zwischen 11.20 und 12.50 Uhr erfolge die Zustellung. Gleich oben auf der E-Mail ein durch eine Landschaft mit Bäumen, Sonnenblumen und Häusern rasender gelber DHL-Lastwagen. Von dieser Hektik bekam ich beim Zuschauen schon Herzrasen.
Um 11.49 Uhr die nächste Mail, innerhalb der nächsten 15 Minuten erfolge die Zustellung. Exakt um 12.03 Uhr meldete der Wollrock, er sei bei der Nachbarin abgegeben worden. Um 12.31 noch eine Mail, die Bestellung sei zugestellt worden.
Too much information, sagte ich mir, erschöpft von all den Blicken auf mein Smartphone. Meine Genervtheit verstärkte sich am Abend, als sich der Wollrock beim Anprobieren dann als zu lang und zu weit, die Qualität als zu schlecht herausstellte. Zeitgleich ahnte ich, dass es schwierig sein würde, ihn wieder loszuwerden. Wie eine lästige Fliege würde ich ihn wieder aus meinem Leben verscheuchen müssen.


