Verkehr

Neues Angebot am BER: Easyjet verkauft ab sofort auch Bahntickets

Um das Einzugsgebiet des Berliner Flughafens zu erweitern, gibt es jetzt garantierte Verbindungen mit Zug und Flug. Doch nur wenige Fernzüge steuern den BER an.  

Startklar für den nächsten Tag: zwei Easyjet-Flugzeuge am BER. In diesem Sommer steuert die britische Airline vom neuen Hauptstadt-Flughafen aus 70 Ziele in Europa an.
Startklar für den nächsten Tag: zwei Easyjet-Flugzeuge am BER. In diesem Sommer steuert die britische Airline vom neuen Hauptstadt-Flughafen aus 70 Ziele in Europa an.Berliner Zeitung/Markus Wächter

Berlin-In vielen Ländern greift die besonders ansteckende Delta-Variante des Coronavirus um sich. Doch zumindest bislang hat sich die neue negative Entwicklung nicht auf die Passagierzahlen am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) ausgewirkt. Auch Easyjet, mit 18 dort stationierten Flugzeugen die größte Airline am neuen Hauptstadt-Airport, meldet eine gute Nachfrage. „Die Sommersaison hat begonnen“, sagte Stephan Erler, Deutschland-Chef der britischen Fluggesellschaft, am Donnerstag. Was Corona anbelangt: „Wir haben gelernt, mit jeder neuen Variante umzugehen.“ Um noch mehr Passagiere zum BER zu locken, geht das Unternehmen einen neuen Weg: Easyjet verkauft jetzt auch Bahntickets.

Von Frankfurt (Oder) nach Hurghada in Ägypten, von Hannover nach Burgas in Bulgarien, von Erfurt nach Edinburgh in Schottland: Das sind nur einige Beispiele für garantierte Umsteigeverbindungen, die nun im Internet erhältlich sind. Ab sofort können bei Easyjet durchgehende Reisen zwischen mehreren deutschen Städten und den Zielen, die das Unternehmen von Berlin aus direkt ansteuert, gebucht werden. Mit einem einzigen Buchungsvorgang ist es möglich, sowohl die Flugreise als auch die Anschlussfahrt mit der Deutschen Bahn (DB) zu kaufen – ohne zwischendurch die Website wechseln zu müssen. „Die neue Kooperation bietet Reisenden über den BER eine nahtlose und verlässliche Anbindung an rund 70 Direktziele in ganz Europa“, so Erler.

„Ein weiterer Schritt zu einer nachhaltigen Reisekette“

Anders als beim bereits bestehenden Bahnangebot Rail & Fly gilt die Reise als abgesicherte durchgehende Anschlussverbindung. Das bedeutet: Sollte es zu Verspätungen kommen, haben die Passagiere einen Anspruch darauf, kostenlos auf den nächsten Flug oder Zug gebucht zu werden. Das Risiko, die Folgen eines verpassten Anschlusses tragen zu müssen, sinke auf Null. „Ein solches Angebot gab es bisher nicht“, so Erler. Allerdings könne es sein, dass das Ticket einige Euro teurer ist, als wenn Zugreise und Flug getrennt gebucht würden.

„Unser Ziel ist es, noch mehr Passagiere zum BER zu ziehen“, sagte Erler. Das soll den Einzugsbereich des Flughafens um ein Gebiet mit fünf Millionen Menschen erweitern – und Passagiere von anderen Airports weglocken. Derzeit sind etwas mehr als 20 Bahnhöfe in das Angebot einbezogen. Die nördlichste Stadt ist Rostock, die südlichste Dresden. Jenseits der neuen Bundesländer stehen unter anderem Hamburg, Bremen und Wolfsburg auf der Liste. Natürlich funktioniere das Angebot auch in die andere Richtung, hieß es – zum Beispiel von Paris nach Leipzig oder von Mailand nach Magdeburg. Nach und nach soll es auf weitere Städte und Flughäfen ausgedehnt werden.

Die Zahl der Fernzugverbindungen zum Bahnhof Flughafen BER Terminal 1-2, der sich direkt unter dem Empfangsgebäude befindet, ist derzeit allerdings überschaubar. Alle zwei Stunden halten die weißen Doppelstockzüge der Intercity-Linie Rostock–Dresden in dem Tunnelbahnhof. Immer wieder hat die Flughafengesellschaft FBB weitere Fernzugrouten zum BER gefordert, die das S-Bahn- und Regionalzugangebot mit längeren Strecken ergänzen könnten. Doch die DB reagierte zurückhaltend. Intern heißt es, dass bestenfalls mit überschaubaren Fahrgastzahlen gerechnet werde. Eine Verlängerung von Zugläufen, die derzeit in Berlin enden, binde Zugmaterial und sei zudem betrieblich nicht einfach.

Deshalb werden die meisten Nutzer des neuen intermodalen Ticketangebots in Berlin umsteigen müssen. Trotzdem hofft Easyjet-Manager Erler, dass Passagiere ihr Auto stehen lassen und für die Fahrt zum Flughafen den Zug nehmen: „Es ist ein weiterer Schritt zu einer nachhaltigen Reisekette.“