Benefizveranstaltung

Kunstauktion für Geflüchtete: „Das sind Geschichten, die machen einen fertig“

Die Kunstauktion startet mit neuem Konzept und neuem Ort: In der St.-Matthäus-Kirche werden 52 Werke ausgestellt und für wohltätige Zwecke verkauft.

Norbert Biskys Bild „Psylo“ ist ein Highlight der Kunstauktion.
Norbert Biskys Bild „Psylo“ ist ein Highlight der Kunstauktion.Gerd Engelsmann

In der St.-Matthäus-Kirche am Tiergarten hängt ein Bild von einem Strich. Nur wer direkt davorsteht, sieht zwei Menschen und ihre Schatten. Der eine schleift den anderen, und so entsteht die Linie im Sand. 

Das Siebdruck-Bild der koreanischen Künstlerin Jeewi Lee ist eines von 52 Werken, die bei einer Auktion am 7. Oktober versteigert werden sollen, und eines der wenigen, die sich direkt auf Fluchtbewegungen beziehen. Das Geld fließt in Projekte für Geflüchtete, Begegnungsstätten oder Beratungsstellen, aber auch Angebote für Jugendliche, die rechtsextremen Einstellungen entgegenwirken sollen. Die Auktion findet zum 28. Mal statt. Am Donnerstag, den 28. September um 18 Uhr wird die Ausstellung offiziell eröffnet.

Die Kunstauktion wechselt in diesem Jahr den Standort und das Konzept: Statt in der Heilig-Kreuz-Kirche werden die Bilder in der St.-Matthäus-Kirche versteigert, die ohnehin eine Kulturkirche ist. Eine Jury wählt die Künstler aus, in den Jahren zuvor haben sie ihre Werke von sich aus angeboten. Bei einem Bild des Künstlers Maximilian Magnus liegt das Startgebot bei 9000 Euro. Doch auch niedrigpreisigere Werke ab 100 Euro sind dabei.

„Es ist keine kuratierte Ausstellung“, sagt Hannes Langbein, Direktor der St.-Matthäus-Stiftung bei der Pressekonferenz am Dienstag in der St.-Matthäus-Kirche. „Obwohl die Werke so unterschiedlich sind, sprechen sie miteinander.“ Die Zusammensetzung der Jury sei möglichst heterogen gewählt, diese wirke sich dann entsprechend auf die Kunst aus. Die Auktion verbinde „Ästhetik und Elend“, sagt Christian Stäblein, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg-schlesische Oberlausitz und Schirmherr der Kunstauktion. Urauftrag der Kirche sei ausdrücklich, eine Kirche mit und für Geflüchtete zu sein.

Dann führt Langbein durch die Ausstellung: In einer Ecke die Kunst, die Flucht und Krieg thematisiert, dort die Kunst, die mit Musik verbunden ist, und dann die Bilder mit floristischem Motiv. Eine zerfledderte Flagge, auf der „nie wieder Krieg“ steht, fällt auf. „Dort hinten landen wir hart in den Realitäten, die wir gerade haben“, sagt Langbein.

Ein auffällig buntes Porträt zieht alle Blicke auf sich. Norbert Bisky soll Publikum anlocken, er gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen deutschen Maler. Das Mindestgebot liege bei 3500 Euro, sagt der Auktionator Fares Al-Hassan.

Die Projekte, die so gefördert werden, hätten dann auch Chancen auf mehr Fördergelder von anderer Seite, sagt Al-Hassan der Berliner Zeitung. Auch deshalb setze er sich dafür ein. Die Stimmung in Deutschland und Europa bereite ihm Sorgen, sagt Al-Hassan. „Das sind Geschichten, die machen einen fertig“, sagt er und meint das Boot, das im Juni vor der griechischen Küste sank, mit etwa 700 Geflüchteten an Bord. „Das ist keine Flüchtlingskrise, das ist eine Verantwortungskrise.“