Der Berliner Wohnungsmarkt ist völlig verrückt: Mieter, die seit Jahren vergeblich nach einer neuen Wohnung suchen, werden partout nicht fündig. Und obwohl sie gar nicht das nötige Eigenkapital besitzen, stürzen sie sich in finanzielle Abenteuer und kaufen aus lauter Verzweiflung eine Wohnung. Als mir eine Freundin neulich ganz glücklich von ihrem Kauf erzählte, hätte ich ihr am liebsten geraten: „Mach’ es bitte nicht.“ Aber es war schon zu spät.
Der Berliner Mietwohnungsmarkt entwickelt sich derzeit in eine überraschende Richtung: Nachdem die Mieten in den vergangenen Jahren rasant gestiegen waren, legten sie im vergangenen Halbjahr nur noch um etwa ein Prozent zu. Wer jedoch glaubt, damit sei der perfekte Moment für einen Umzug gekommen, wird bei der Suche nach einem bezahlbaren Mietobjekt eines Besseren belehrt.
Denn auf den gängigen Immobilienplattformen stoßen Suchende selbst bei Inseraten der mittleren Preiskategorie auf unsanierte, teils unbewohnbare Wohnungen. Und die wenigen, die zumindest auf den Fotos halbwegs annehmbar aussehen, erweisen sich später bei einer Massenbesichtigung als baufällige Ruine. Wer kostenpflichtige Zusatzabos bei Immobilienscout24 oder Premium-Pakete bei Kleinanzeigen bucht, erhält zwar etwas mehr Auswahl – doch auch dann bleibt das Angebot äußerst überschaubar.
Dahinter verbirgt sich ein strukturelles Problem: Denn immer mehr Mietwohnungen werden über sogenannte Off-Market-Deals, also „unter der Hand“ vergeben und damit dem Mietmarkt entzogen. Wer keine Kontakte oder nicht das nötige Kleingeld für einen Makler hat, hat praktisch keine Chance, eine Wohnung zu einem annehmbaren Preis zu finden.

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