Das Original steht in Prenzlauer Berg und gehört zu dem kleinen Park wie die Weltzeituhr zum Alexanderplatz. Seit sechs Jahrzehnten sitzt die 1945 verstorbene Berliner Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz überlebensgroß in Bronze gegossen samt Zeichenmappe und Kohlestift auf dem Kollwitzplatz. Im Oktober 1961, kurz nach dem Bau der Berliner Mauer, wurde das von Gustav Seitz geschaffene Käthe-Kollwitz-Denkmal dort aufgestellt.
Aber die Bronzeplastik gibt es noch einmal in der Stadt. 1986, die Mauer stand noch immer, hatte die Witwe des Bildhauers Seitz dem seinerzeit gegründeten Charlottenburger Käthe-Kollwitz-Museum zu dessen Eröffnung den identischen Zweitguss geschenkt. Der befindet sich seitdem in einer Villa in der Fasanenstraße. Da das Museum im vergangenen Sommer von dort in den Theaterbau am Schlosspark Charlottenburg umgezogen war, wo es im Herbst wiedereröffnet wurde, soll nun die Skulptur folgen.
An diesem Donnerstag wird die gut zwei Meter hohe Plastik für den Umzug zerlegt und dann mit einem Kran aus dem Dachgeschoss der Villa herausgehoben. Das Museum hat dafür Fachleute der Bildgießerei Noack verpflichtet, die das Kunstwerk ebenfalls restaurieren werden. Hermann Noack ist dort der Chef. Der 57-Jährige führt das Unternehmen in vierter Generation. Hermann Noack I. hatte die Bronzegießerei 1897 in Friedenau gegründet. Heute gilt sie als eine der fünf besten ihrer Art in der Welt. „Wir können den Stücken Individualität und Persönlichkeit verleihen“, sagte Hermann Noack IV. kürzlich in einem Gespräch mit der taz.

Tatsächlich vertrauten und vertrauen international bekannte Künstler wie Henry Moore, Joseph Beuys, Georg Baselitz oder Jonathan Meese den Berliner Kunsthandwerkern ihre Arbeiten an. Aus ihrer Werkstatt stammen aber auch die Neuauflage der Quadriga auf dem Brandenburger Tor, die restaurierte Viktoria auf der Siegessäule sowie die Berlinale-Bären.



