Rauschgift

Ist Berlin immer noch die Hauptstadt der Kokser? Das Abwasser soll es wieder verraten

Kokain, MDMA, Speed, Crystal und Cannabis: Nach zwei Jahren Pause schicken die Wasserbetriebe wieder Proben aus den Klärwerken zur Analyse ein.

Der Kokainkonsum in Berlin ist hoch.
Der Kokainkonsum in Berlin ist hoch.Marcus Brandt/dpa

Wie hoch ist der Drogenkonsum in Berlin? Das soll im Abwasser der Stadt gemessen werden. Die Berliner Wasserbetriebe werden sich erneut an einer entsprechenden europäischen Abwasserstudie beteiligen.

Mitte Mai seien entsprechende Proben entnommen worden, sagte Unternehmenssprecher Stephan Natz der Berliner Zeitung. Die vier Klärwerke Waßmannsdorf, Ruhleben, Schönerlinde und Münchehofe, die zusammen mehr als 90 Prozent des Berliner Abwassers reinigen, seien sieben Tage hintereinander beprobt worden. „Täglich wurden Mischproben aus dem Zulauf jedes dieser Werke genommen, aufbereitet und versandfertig für die TU Dresden gemacht.“

Dort werden die Proben analysiert. Im Juli werden in Berlin weitere Wasserproben abgefüllt, sagte Natz. Die Flaschen und Kühlbehälter wurden den Wasserbetrieben von der Uni in Dresden gestellt. Im kommenden Jahr sollen erneut Proben genommen werden.

Die Europäische Drogenagentur (Euda) lässt jedes Jahr in mehr als 130 europäischen Städten das Abwasser auf Drogenrückstände untersuchen. Dabei werden unter anderem die Rückstände von Kokain, MDMA, Speed, Crystal Meth, Ketamin und Cannabis erfasst. Mit den Abwasseranalysen sollen die Entwicklungen beim Drogenkonsum beobachtet werden.

Welche Städte folgen Berlin?

Die Studie, die die Euda im Frühjahr 2023 veröffentlichte, schlug denn auch ein wie eine Bombe: Nirgendwo in Deutschland wurde demnach mehr Kokain konsumiert als in der Hauptstadt. So war der Kokskonsum von 2017 bis 2022 um 58 Prozent gestiegen. Bei den Kokainrückständen pro 1000 Einwohner war demnach Berlin die Nummer 1 in Deutschland. Auf Platz 2 und 3 kamen Dortmund und München. Auf Platz 4 stand nicht etwa Frankfurt/Main, sondern Magdeburg in Sachsen-Anhalt. In anderen Städten wurde derweil die besonders schädliche Droge Crystal Meth immer beliebter.

Diese Erhebungen sind das Aktuellste, was bislang vorliegt. Bis 2022 hatte sich Berlin an den Messungen beteiligt. Dann stellten die landeseigenen Wasserbetriebe die Beprobung aus Kostengründen ein – zum Unmut der Polizei. „Weil man nicht die 2000 Euro dafür bezahlen will“, wie ein leitender Ermittler sagt. Dabei seien Polizei und Gesundheitsbehörden dringend auf solche Analysen angewiesen.

Nun will der Berliner Senat die Kosten für das Monitoring wieder übernehmen, wie dort zu hören ist. Noch nicht hundertprozentig geklärt ist, welche Senatsverwaltung den Auftrag erteilt – und ihn bezahlt.