Gründung

Alles aus einer Hand: Berlin zentralisiert die Lehrerbildung

Ein neues Institut soll Lehrerinnen und Lehrer zu gutem Unterricht befähigen und die Bildungsqualität in Berlin verbessern. Brandenburg ist enttäuscht.

Eine Lehrerin im Gespräch mit ihrer Schülerin
Eine Lehrerin im Gespräch mit ihrer Schülerinimago/fStop Images

Berlin-Berlin will ein neues Landesinstitut für Lehrerbildung gründen, das im Jahr 2025 seine Arbeit aufnehmen soll. Das Institut soll etwa 200 Mitarbeiter beschäftigen und wesentlich dazu beitragen, die Qualität des Unterrichts an den Berliner Schulen zu verbessern.

Der Senat reagiert mit diesem Gründungsvorhaben auf eine zentrale Empfehlung der sogenannten Köller-Kommission. Die Kommission um den renommierten Bildungsforscher Olaf Köller war von der früheren Bildungssenatorin Sandra Scheeres berufen worden, um das Berliner Bildungssystem ein Jahr lang gründlich zu prüfen und herauszufinden, warum sich die Schülerleistungen trotz großer Investitionen pro Kopf nicht spürbar verbessert haben.

Im Herbst 2020 bescheinigten die Wissenschaftler der Bildungssenatorin eine überaus engagierte, aber nicht immer fokussierte politische Arbeit und formulierten diplomatisch, dass in der Fülle der angestoßenen Maßnahmen vielleicht die wesentliche Sache aus dem Blick geraten sei: nämlich die Sorge dafür, dass die Berliner Schüler wirklich guten Unterricht erhalten in den Hauptfächern Mathematik und Deutsch – und dort größere Fortschritte machen als bisher.

Den wichtigsten Ansatzpunkt für die Verbesserung der Unterrichtsqualität sieht Olaf Köller in der Verbesserung der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrer. Köller sagte lobend, Berlin verfüge in diesem Bereich über viele respektable Institutionen, die aber bisher im Stadtgebiet vereinzelt und versprengt seien – und durch die Zusammenziehung an einen Ort sowie durchdachte Zusammenarbeit viel bessere Ergebnisse erzielen könnten.

Mit der Gründung des neuen Landesinstituts will Berlin den erfolgreichen Modellen in Hamburg, Schleswig-Holstein oder Baden-Württemberg folgen. Das Projekt wurde 2021 in den Koalitionsvertrag aufgenommen. Dort hieß es: „Das neue Landesinstitut wird innovative Angebote unter anderem zu Themen wie digitale Bildung, inklusive Pädagogik sowie spezifische Formate für die Berufsbildung entwickeln. Die Bildungskooperation mit dem Land Brandenburg wird auf eine neue vertragliche Grundlage gestellt.“

Ein Ort gesucht: Vielleicht auf dem Gelände des Flughafens Tegel

Am 16. August hat der Senat der Gründung zugestimmt – und so wird jetzt der Weg frei für die nächsten Schritte. Man hat schon angefangen, nach einem Standort Ausschau zu halten. Im Gespräch sind Orte in der Nähe der Bildungsverwaltung am Alexanderplatz oder der Campus Berlin am früheren Flughafen Tegel. Gebraucht wird voraussichtlich eine Fläche von 15.000 bis 20.000 Quadratmetern.

Ende 2022 wird man den alten Vertrag mit dem Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (Lisum) kündigen – und ein neues Vertragsverhältnis aufsetzen. Das Lisum wird nach wie vor die Aufgaben für das Zentralabitur entwickeln, die Rahmenlehrpläne sowie die diagnostischen Instrumente. Doch das große Aufgabengebiet der Fort- und Weiterbildung entfällt – und wird ab 2024 vom neuen Landesinstitut übernommen. Götz Bieber, der bisherige Direktor des Lisum, verabschiedet sich in den Ruhestand. Und man hat bereits eine neue Direktorenstelle ausgeschrieben.

Auch die regionalen Fortbildungszentren der Bezirke, die sich jedenfalls in den vergangenen Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben, sollen aufgelöst – und ihre Aufgaben vom neuen Landesinstitut übernommen werden. Das erfolgreiche StEPS, das Studienzentrum für Erziehung, Pädagogik und Schule, soll integriert werden und in Zukunft am neuen Ort für die Nachqualifizierung der Quereinsteiger sorgen. Für die Ausbildung der Referendare wird dann neben den Schulen ebenso das neue Landesinstitut zuständig sein.

Man rechnet mit zehn bis 15 Millionen an jährlichen Kosten

Man plant, die entsprechenden Haushaltsmittel und die Personalstellen aus der Bildungsverwaltung zu überführen – ebenso wie einzelne Personalexperten aus dem Lisum. Für die Anfangsphase rechnet man mit jährlichen Gesamtkosten von 15 Millionen Euro, nach einer gewissen Etablierung mit jährlichen Gesamtkosten von zehn Millionen Euro.

In Brandenburg reagierte man enttäuscht auf das Gründungsvorhaben. „Wir bedauern diese Entscheidung“, sagte der Bildungsstaatssekretär Steffen Freiberg. Er fürchtet einen Rückschritt für die „gemeinsame Bildungsregion Berlin-Brandenburg“. Doch Anja Herpell, die zuständige Referatsleiterin in der Berliner Bildungsverwaltung, betonte, dass man die Zusammenarbeit mit Brandenburg durch gemeinsame Forschungsaufträge und Fachtage stärken wolle.