Berlin-Ein 30 Jahre alter Strafgefangener ist im Gefängnis Plötzensee tot aufgefunden worden. Die Behörden gehen von einem Suizid aus. Der Mann soll sich in seiner Zelle in der Nacht zum vergangenen Freitag erhängt haben. Bei dem Häftling handelt es sich offenbar um Jamal H., den älteren Bruder der beiden Männer, die sich derzeit vor einer Schwurgerichtskammer des Berliner Landgerichts wegen Mordes an ihrer Schwester Maryam H. verantworten müssen.
Jamal H. saß seit Dezember 2020 im Gefängnis, wurde wegen eines Messerangriffs zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt und hätte noch zweieinhalb Jahre verbüßen müssen. Seine Schwester Maryam H. soll ihn mit Geld unterstützt haben. Er saß bereits im Gefängnis, als sie im Juli vorigen Jahres getötet wurde.
Auch der 30-Jährige geriet bei den Ermittlungen um den gewaltsamen Tod der zweifachen Mutter in den Fokus der Ermittlungen. Zusammen mit seinen nun angeklagten Brüdern Mahdi und Yousuf H. soll er vor wenigen Jahren seine in Berlin lebende Schwester tyrannisiert und deren Freund verprügelt und mit einem Messer bedroht haben. Er steht zudem offenbar im Verdacht, als ältester Bruder mit seiner afghanischen Familie überlegt zu haben, wie mit seiner Schwester zu verfahren sei.
Maryam H. musste wohl sterben, weil sie sich nicht mehr an die Moralvorstellungen ihrer erzkonservativen Familie hielt und sich nach ihrer Flucht in Deutschland von ihrem gewalttätigen Ehemann trennte, mit dem sie als 16-Jährige zwangsverheiratet worden sein soll. In Berlin lernte sie einen neuen Mann kennen.
Vor Gericht müssen sich seit März ihre beiden Brüder Mahdi und Yousuf H., 23 und 27 Jahre alt, wegen gemeinschaftlichen Mordes verantworten. Sie sollen Maryam H. am 13. Juli vorigen Jahres ermordet, ihre Leiche in einem Koffer nach Bayern gebracht und dort verscharrt haben. Die Freundin von Yousuf H. hatte die Ermittler zu der Leiche geführt.
Im Prozess gab Yousuf H. vor sechs Wochen überraschend zu, seine Schwester in Berlin bei einem Streit getötet zu haben. Jamal H. war in dem Verfahren als Zeuge geladen. Der blasse, schmächtige Mann machte Mitte Juni jedoch von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch und schwieg.
Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de
Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins Nummer gegen Kummer richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Sonnabend nehmen die jungen Berater des Teams Jugendliche beraten Jugendliche die Gespräche an. nummergegenkummer.de.
Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch Türkisch. mutes.de
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischen, regionalen, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de

