Berlin-Im Prozess um den gewaltsamen Tod einer 34-jährigen Afghanin sind die Verteidiger von einem der beiden angeklagten Brüder der Frau mit einem Antrag auf Aufhebung des Haftbefehls gescheitert. Das Berliner Landgericht wies den Antrag am Montag zurück. Nach vorläufiger Würdigung bestehe „kein durchgreifender Zweifel am dringenden Tatverdacht“, begründeten die Richter. Die Angaben des älteren Angeklagten, der die Tötung allein in einem aus dem Ruder gelaufenen Streits begangen haben will, hätten nach vorläufiger Bewertung Plausibilitätsmängel.
Laut Staatsanwaltschaft sollen die beiden 27 und 23 Jahre alten Angeklagten ihre Schwester am 13. Juli 2021 an einem bislang nicht bekannten Ort ermordet haben, weil sich die zweifache Mutter Moralvorstellungen der afghanischen Familie nicht unterworfen und zudem nach ihrer Scheidung eine Liebesbeziehung geführt habe. Die Leiche haben die Brüder den Erkenntnissen zufolge in einem Rollkoffer vom Bahnhof Berlin-Südkreuz per ICE nach Bayern gebracht. Rund drei Wochen später wurde die Tote in einem Erdloch in der Nähe des bayrischen Wohnortes des älteren Angeklagten entdeckt.
Der 27-Jährige hatte nach rund sechsmonatigem Prozess sein Schweigen gebrochen und in einer verlesenen Erklärung einen Streit mit der Schwester geschildert, der eskaliert sei. Er habe die 34-Jährige nicht töten wollen, erklärte der Angeklagte über seine Verteidiger. Es sei zu einem heftigen Streit um Geld für ihre Familie in der Heimat gekommen. Sein Bruder sei nicht anwesend gewesen. Er habe den 23-Jährigen dann gezwungen, ihm bei der Verschleierung der Tat zu helfen. Nach der Einlassung verlangten die Anwälte des 23-Jährigen dessen Freilassung. Die vorgeworfene Tatbeteiligung an der Tötung sei nicht gegeben, erklärten sie.
