Was Dürre und geringe Niederschlagsmengen für Berlins Wasserhaushalt bedeuten, kann man bei den Berliner Wasserbetrieben ziemlich exakt beziffern. Wie dort zu erfahren ist, liegt der Grundwasserspiegel derzeit um etwa 20 bis 50 Zentimeter unter dem langjährigen Mittelwert. Sorgen bereitet dies aber offenbar kaum jemandem in der Stadt. Zwar wurden im vergangenen Jahr in Berlin insgesamt acht Milliarden Liter Trinkwasser weniger verbraucht als 2020. Frank Bruckmann, Chef der Berliner Wasserbetriebe, sieht darin aber keinen Beleg für sorgsameren Umgang mit Wasser. Viel mehr sei das vergleichsweise schlechte Wetter des vergangenen Sommers der Grund für den geringeren Trinkwasserverbrauch. „Es wurden weniger Pools befüllt“, so Bruckmann.
Für Berlins obersten Wasserbeschaffer und -verkäufer ist die Stadt weit von einem Wasser-Notstand entfernt. Die Wasserversorgung sei sicher, sagt er. Für Rationierungen sieht Bruckmann daher keinen Anlass. Auch nicht in absehbarer Zeit. Dennoch könnten wir nicht so weitermachen wie bisher, sagt er. „Der Klimawandel und die wachsende Metropolregion stressen unsere Ressourcen und Systeme.“ Der sorgsame Umgang mit Wasser werde künftig noch wichtiger.
122 Millionen Euro an das Land Berlin überwiesen
Die Berliner Wasserbetriebe, deren Geschäftsbilanz für das vergangene Jahr Bruckmann am Mittwoch vorlegte, lieferten 2021 insgesamt 215 Millionen Kubikmeter Trinkwasser. Zugleich wurden 260 Millionen Kubikmeter Abwasser gereinigt. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um etwa 40 Millionen Euro auf 1,22 Milliarden Euro, wobei sich das landeseigene Unternehmen abermals als zuverlässig profitabel erwies. Denn insgesamt 122 Millionen Euro konnten aus den 2021 erzielten Gewinnen an das Land Berlin überwiesen werden.
Darüber hinaus wurde aus eigenen Mitteln investiert. 397 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr, 478 Millionen Euro sind für dieses Jahr veranschlagt. Mit den Investitionen wollen die Wasserbetriebe vor allem gegen die Folgen des um 20 Prozent unter Normal liegenden Grundwasserspiegels angehen, für dessen natürlichen Ausgleich mindestens vier Jahre durchschnittliche Niederschläge erforderlich wären. Da das als unwahrscheinlich gilt, setzen die Wasserbetriebe auf Investitionen in einen immer enger geschlossenen regionalen Wasserkreislauf.
Tatsächlich entspricht die für 2022 geplante Investitionssumme etwa einer Verdopplung des Betrags von 2017. So werden mehr Überlaufbecken geschaffen, die verhindern sollen, dass Abwasser aus der Kanalisation in die umliegenden Gewässer gespült wird. Rund zwei Drittel der Investitionen fließen in die Ableitung und Reinigung des Abwassers.
So wird eine Ozon-Anlage zur Elimination von Spurenstoffen im Wasser errichtet. Klärwerke erhalten zudem zusätzliche Reinigungsstufen zur Minimierung der Restgehalte an Phosphor und Stickstoff. In Lindenberg bei Ahrensfelde entsteht gerade ein Depot für 68.000 Kubikmeter Trinkwasser, über das Haushalte in Pankow, Weißensee, Hohenschönhausen, Marzahn, Hellersdorf und Lichtenberg mit Wasser aus Friedrichshagen versorgt werden sollen. Außerdem werden Brunnen erneuert, neue Wasserwerke-Standorte erschlossen und die Grundwasseranreicherung ausgebaut. In den nächsten acht Jahren will das Unternehmen insgesamt 5,3 Milliarden Euro investieren.
Dennoch sollen die Preise zumindest in diesem und im nächsten Jahr stabil bleiben. So wurde es bereits vor einem Jahr versichert. Daran ändere sich nichts, sagt Bruckmann. Für die Zeit danach will er sich jedoch noch nicht festlegen und Preisanpassungen als Wirkung aus Inflation und hohen Investitionen nicht ausschließen. „Für 2024 sind derzeit keine Prognosen möglich“, so Bruckmann. Tatsächlich gab es die letzte Preisveränderung im Jahr 2014. Seinerzeit wurde der Trinkwasserpreis um 16 Prozent gesenkt.
Wenngleich die Wasserbetriebe allein wegen der zahllosen Pumpen ein äußerst energieintensives Unternehmen sind, stehen sie weniger als andere Betriebe unter dem Druck hoher Energiekosten. Laut Bruckmann habe man den Strombedarf für dieses Jahr noch zu vergleichsweise günstigen Preisen eingekauft. Andererseits erzeugen die Wasserbetriebe unter anderem durch Nutzung von Abwasserwärme oder von Faulgas in seinen Klärwerken etwa die Hälfte des benötigten Stroms selbst.

