Ressourcenknappheit

Warum die Einwohner von Strausberg ihren Rasen nicht mehr sprengen dürfen

Kalifornische Verhältnisse: Künftig sollen Kunden nur eine bestimmte Menge Trinkwasser verbrauchen dürfen. Der Verbrauch steigt auch wegen der Gigafactory stark an.

Die Gigafactory steht zu großen Teilen in einem Trinkwasserschutzgebiet.
Die Gigafactory steht zu großen Teilen in einem Trinkwasserschutzgebiet.dpa/Patrick Pleul

Berlin-„Rasen gießen verboten.“ Das ist eine Sache, die in der Region östlich der Berliner Stadtgrenze für Schlagzeilen sorgt. Dort wird das Wasser immer knapper. So knapp, dass der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) nun erste Sanktionierungen verhängen wird. Die Idee: Die Verschwendung von Wasser soll begrenzt werden. Der WSE ist auch der Wasserverband, in dessen Einzugsbereich die neue Gigafactory des US-Autobauers Tesla steht. Eine Milliardeninvestition von Elon Musk, die so viel Wasser verbraucht wie eine Kleinstadt.

Die Kritiker der Fabrik argumentieren vor allem damit, dass die bereits vorhandene Wasserknappheit weiter zunimmt. Auch deshalb wird die Wassermenge, die Kunden verbrauchen dürfen, rationiert. Vorerst sind davon aber nur Menschen betroffen, die neu in die Region ziehen. In einem neu gebauten Haus dürfen künftig nur 105 Liter Wasser pro Person und Tag verbraucht werden. Ab 2025 soll dies für alle im Einzugsbereich gelten.

Die WSE wirbt im Internet aktiv für die Reduzierung des Verbrauchs. Dort werden die Kunden direkt angesprochen: „Du entscheidest: Klimaschutz beginnt an deinem Wasserhahn.“ Dann heißt es: Alle könnten mit ihrem Verbrauchsverhalten zum Schutz der Ressource Wasser beitragen. „Eine Befüllung des Swimmingpools, Autowäsche im Garten, ausgiebige Rasenberegnung gehören nicht zur notwendigen Trinkwasserversorgung.“ Der Verband verweist darauf, dass die Rationierung auf 105 Liter eine beachtliche Senkung ist. Bislang liegt der statistische Tagesverbrauch bei 175 Litern pro Person. Der bundesweite Schnitt ist mit 126 Litern deutlich niedriger.

Wasserverbrauch im Sommer deutlich höher

Der Wasserverband sieht eine klare Ursache: Verbandsvorsteher André Bähler macht vor allem die Kleingartenbesitzer aus Berlin für den überdurchschnittlichen Verbrauch mitverantwortlich. Sie seien nicht im Verbandsgebiet gemeldet, würden aber vor allem an warmen Wochenenden ihre Gärten bewässern und so den Verbrauch in die Höhe treiben.

Der WSE verweist auf die Zahlen: Der Wasserverbrauch steigt im Sommer massiv an. Gleichzeitig bleibt die Menge an Schmutzwasser, die aus den Haushalten zu den Klärwerken gelangt, über das gesamte Jahr in etwa gleich. Das heißt: Das Mehr an Wasser wird nicht in den Häusern verbraucht, sondern in den Gärten.

Die Rationierung war bereits im Dezember angekündigt worden, damals stimmten die Verbandsmitglieder mehrheitlich dafür. Der Verbrauch soll über die Jahresabrechnung kontrolliert werden: Liegt der tägliche Durchschnittsverbrauch über der Grenze, werden Geldbußen fällig.

Der Wasserverbrauch ist im Sommer besonders hoch.
Der Wasserverbrauch ist im Sommer besonders hoch.picture alliance

Gleichzeitig verweisen viele darauf, dass der Wasserverbrauch auch durch Tesla so massiv gestiegen ist. Die Landesregierung hat extra dafür die zulässigen Fördermengen für den Verband erhöht. Dazu gab es auch Klagen vor Gericht.

Doch die Debatte um die Fördermengen hält Heidemarie Schroeder vom Verein für Natur und Landschaft in Brandenburg für nicht ausreichend. „Die reine Genehmigung, dass der Verband mehr Wasser fördern darf, sorgt doch nicht dafür, dass es in der Region auch mehr Wasser gibt.“ Das meiste Wasser werde nun mal aus dem Grundwasser gewonnen, und das nehme stetig ab: Etwa durch die drei Dürrejahre in Folge und weil massiv Wasser gefördert wird. „In Fragen des Klimawandels ist Wasser ein genauso wichtiger Faktor wie das Kohlendioxid“, sagt sie. „Deshalb darf nicht mehr Wasser aus dem Boden geholt werden, als sich dort jedes Jahr neu bildet.“

Der Wasserverband findet es nicht gut, dass vieles auf das Stichwort Tesla reduziert wird. „Bei Tesla wird deutlich, worauf wir schon lange hinweisen“, sagte WSE-Sprecherin Sandra Ponesky der Berliner Zeitung. Das Grundproblem sei, dass die Trinkwasserversorgung etwas ist, das die kleinen Verbände klären sollen. „Das ist zu kleinteilig.“ Es müsse möglich sein, wasserarme Regionen aus anderen Regionen zu versorgen, die keine Knappheit haben. Diese Probleme müssten auf der Ebene der Länder und des Bundes geklärt werden.