Dass ein Bundeswirtschaftsminister auf einen Tisch steigt, um zu ihnen zu sprechen, das hatten die Leute in der Schwedter Raffinerie noch nicht erlebt. Vermutlich wären seine Vorgänger auch bereits an der Kletteraufgabe gescheitert. Andererseits gab sich die Politik am Ende der Sibirien-Trasse auch nicht gerade die Klinke in die Hand. Vor vier Jahren besuchte Altkanzler Schröder als Aufsichtsratschef von Rosneft die Raffinerie. Ministerpräsident Dietmar Woidke war damals auch dabei. Der, der es im vergangenen Herbst noch begrüßt hatte, dass der russische Staatskonzern die Raffinerie in Brandenburg fast ganz übernehmen wolle.
Mit Habeck kam nun einer nach Schwedt, der nicht für die komplett verfehlte bundesdeutsche Energiepolitik steht. Weder für den gedrosselten Ausbau alternativer Energiequellen noch für die selbstmörderische Abhängigkeit von billigen russischen Fossil-Brennstoffen, die als Droge über die Kanülen namens Druschba und Nord Stream zuverlässig ins Land strömten und uns in den Rausch sorgloser Verfügbarkeit versetzten. Es kam ein Grüner, der sagt, dass die Raffinerie erhalten bleiben soll, dass Öl über Rostock kommen könne, die Anlagen des PCK weiterlaufen könnten. Und: „Wir brauchen Schwedt.“



