Berlin- Eigentlich ist er ein Netter, schließlich wächst der Götterbaum problemlos auf steinigen Brachen, aus den Blättern des Pionierbaums wird lebenspendender Humus. Nichtsdestotrotz hat sich die Pflanze aus Südostasien unbeliebt gemacht – in Berlin, ach was, in ganz Europa! Mit der unverschämten Art, sich überall dazwischenzudrängeln, anderen keinen Platz zu lassen, auch nach Rauswurf durch Abschneiden und das Ausgraben der Wurzeln immer weiter zu wachsen, landete der Götterbaum auf Platz 1 der Todesliste von Berliner Gärtnern.
Darauf aufmerksam machte die Redaktion der Botaniker Hartmut Ern. Als langjähriger wissenschaftlicher Leiter im Botanischen Garten Dahlem erkannte er die Gefahr in der öffentlichen Wilmersdorfer Grünanlage. Ich besichtigte zusammen mit dem Professor den Übeltäter. Bestimmt 25 Meter hoch steht der Baum da, Blätter saftig grün, rot-goldene pralle Samenstände. Normalerweise würde man sich freuen bei einem so propperen Anblick.
Wir nicht. Hartmut Ern erläutert, dass der Götterbaum null sozial ist, vielmehr ein übler Verdränger. Seine Migrationsgeschichte beginnt als eingeladener bewunderter Gast, man schmückte ab dem 18. Jahrhundert europäische Gärten mit ihm. Blieb er zunächst zurückhaltend, machte die Klimaerwärmung der vergangenen Jahrzehnte dem kälteempfindlichen Gehölz die Vermehrung leichter, immer mehr Sämlinge tauchen überall auf – so schnell kann man gar nicht gucken.
