Wäre ich eine Frau, könnte ich mich als Glücksfee bezeichnen. Zum Begriff Fee gibt es keine männliche Form. Da Feen auch als Elfen bezeichnet werden können, wäre die männliche Form der Elf – und damit bin ich ein Glückself. Denn ich verschenke das Glück.
Der Grund ist recht simpel: Ich besitze keine Geldbörse. Deshalb klimpert immer recht viel Kleingeld in meinem Rucksack herum. Wenn ich merke, dass das Hartgeld schwer wird, räume ich das Großraumportemonnaie leer. Die Münzen kippe ich in eine kleine orangefarbene Mülltonne im Schreibtischformat. Die hat mir der erfolgreichste Mülltonnensammler Deutschlands geschenkt.
Wenn ich merke, dass das Tönnchen voll ist, nehme ich die Euros und die goldenen und silbernen Cent-Stücke und bezahle damit beim Bäcker und der Schokoeisverkäuferin. Die freuen sich immer über Kleingeld.
Nach einer Weile sind in der Minitonne nur noch Kupfermünzen übrig mit der Aufschrift 1 Cent, 2 Cent, 5 Cent. Die mag weder der Bäcker noch die Eisfrau.
Die Frau beschimpfte mich
Was also tun? Genau das, was ein echter Glückself macht. Er stopft die Hosentaschen voller Münzen, zieht durch den Kiez, vorbei an Schulen, Kitas und Spielplätzen und lässt immer mal Glückspfennige fallen.
Der Begriff Glückspfennig ist noch immer mehrheitsfähig: Das Wort Glückscent hat sich auch 21 Jahre nach der Einführung der Euromünzen noch nicht bei allen durchgesetzt. Warum bringen solche kleinen Münzen eigentlich Glück? Weil alles, was groß werden soll, mal ganz klein anfangen muss.
Ich selbst würde nie einen Glückscent aufheben, weil ich ja ein Verlierer bin, aber auch ich habe Glücksmünzen im Rucksack: eine tschechische Krone, einen thailändischen Baht und neuerdings fünf albanische Leke. Wenn ich die verlöre, würde ich mich echt ärgern.
Aber meine Kupfercents verliere ich gern. Wie Hänsel hinterlasse ich eine Spur, aber eben aus Geld. Und ich freue mich, wenn sich Kinder darüber freuen. Das ist doch Glück, oder?


