Das A und das O jener kurzen und doch so ewig langen Epoche hießen Alpha und Omikron. Ja, Corona gibt es weiterhin, aber die Pandemie ist vorbei und vergessen, jedenfalls bei jenen, die nicht schwer erkrankt waren oder Tote zu beklagen haben. Mein Arzt sagte neulich, dass sich seit langem niemand mehr bei ihm hat boostern lassen.
Noch vor kurzem tobte ein Kulturkampf: Die einen forderten den Impfzwang, andere wollten freiwillig ungeimpft bleiben. Die einen sprachen von Covidioten, Schwurblern oder Corona-Leugnern, die anderen von einer Corona-Diktatur. Alle hatten eines gemeinsam: Sie warfen mit Fachbegriffen um sich. Aerosole, Hospitalisierungsrate, Übersterblichkeit, Virusvariantengebiet. Und dann die Abkürzungen: PCR, Stiko, mRNA und FFP2.
Wer besonders schlau erscheinen wollte, benutzte Fremdworte, die am Tag davor noch niemand kannte: Social Distancing, Triage, Flatten the Curve. Sie sagten genauso selbstverständlich Vulnerabilität oder Zoonose wie Bitte oder Danke. Und was war noch mal der Unterschied zwischen Antikörpern und Antigenen?
Vor acht Monaten konnten fast alle mitten in der Nacht geweckt werden und herunterbeten, was die AHA-Regeln von der 3G-Regel unterscheidet. Heute kennt fast nur noch Herr Drosten den Unterschied zwischen Latenzzeit und Inkubationszeit. Früher fachsimpelten absolute Laien über vektorbasierte Impfstoffe, aber wenn ich sage: Covid-19 ist nicht dasselbe wie SARS-CoV-2, weiß kaum jemand, ob das falsch negativ, falsch positiv oder richtig ist.
Ist die Herde immun?
Und dann der Alltag: Lockdown, leere Straßen und Langeweile, aber auch Suff und häusliche Gewalt sowie Homeschooling und vereinsamte Kinder – und Hamsterkäufe: Klopapier war ausverkauft, Gold aber nicht, und Hefe war zeitweilig teurer als Silber.
Seit langem habe ich vorhin das erste Mal auf die Corona-Warn-App geschaut. Dort steht, dass sie seit 1. Juni im Ruhemodus ist. Die John Hopkins University mit den weltweiten Corona-Zahlen schweigt schon seit 10. März. Berlin meldet derzeit eine 7-Tage-Inzidenz von unter 1.


