Manche verwenden das Komma wie mit dem Salzstreuer, sie verteilen das Satzzeichen eifrig und gleichmäßig über einem Text. Das sei völlig falsch, warnt Dr. Melanie Kunkel von der Dudenredaktion.
Noch deutlicher wird das Problem mit dem Komma, wenn man sich den Aufsatz „Untersuchungen zur orthographischen Kompetenz von Abiturientinnen und Abiturienten im Land Brandenburg“ aus dem Jahr 2005 anschaut. Darin stellen Christian Pießnack und Adelbert Schübel fest, dass knapp 47 Prozent aller Fehler die Zeichensetzung betreffen. „Sie zeigen, dass es dabei in den allermeisten Fällen um das Komma geht: In 67 Prozent aller Zeichensetzungsfehler wird ein Komma zu wenig gesetzt, in immerhin 26 Prozent ein Komma zu viel.“
Viel zu viele falsch gesetzte Kommas
Es ist also kompliziert, und die Schwierigkeit der Situation verschärft sich noch, weil das Komma das häufigste Satzzeichen ist. Das belegen die Germanisten Kristian Berg und Jonas Romstadt, Universität Bonn, in ihrem Aufsatz „Reifeprüfung – Das Komma in Abituraufsätzen von 1948 bis heute“ (Erich-Schmidt-Verlag, Berlin). Melanie Kunkel sagt, „dafür untersuchten sie 1398 Arbeiten, die an einem niedersächsischen Gymnasium geschrieben wurden. Unter anderem stellten sie fest, dass bei den zu viel gesetzten Kommas das sogenannte Vorfeldkomma über die letzten Jahrzehnte zugenommen hat.“
Vorfeldkomma? Ja bitte, was ist denn das? „Das Vorfeld eines Hauptsatzes ist alles, was vor dem Verb steht, das die Personalendung trägt. Ein falsches Komma steht hier oft nach Angaben, die mit einer Präposition eingeleitet werden, z.B. zum Ort, zur Zeit oder zum Grund (‚im Büro‘, ‚am Mittwoch‘, ‚wegen der Hitze‘). Besonders häufig ist das falsche Komma, wenn diese Angaben mindestens fünf Wörter lang sind.“ Melanie Kunkel präsentiert einen Beispielsatz: „Wegen der großen Nachfrage nach Betreuungsplätzen in den örtlichen Kitas, hat der Gemeinderat einen Neubau beschlossen.“ Ein typischer Fall von zu viel und damit falsch gesetztem Vorfeldkomma!
Auf keinen Fall fehlen darf ein Komma dagegen zwischen Nebensätzen und Hauptsatz. Wenn der Hauptsatz nach einem eingeschobenen Nebensatz weitergehe, erklärt Melanie Kunkel, müsse das „schließende“ Komma gesetzt werden. Genau das aber werde oft vergessen. Hier ihr Beispielsatz: „Wir freuen uns, dass du morgen Zeit hast, und holen dich um 9 Uhr ab.“


