Trauer

Berlins bekanntester Polizeiführer Michael Knape ist tot

Er machte sich unter anderem einen Namen für sein konsequentes Vorgehen gegen Neonazis – aber nicht nur.

Ein Bild aus dem Jahr 2008 zeigt Michael Knape als damaligen Polizeidirektor. 
Ein Bild aus dem Jahr 2008 zeigt Michael Knape als damaligen Polizeidirektor. Matthias Koch/Imago

Michael Knape, ehemaliger Direktor beim Berliner Polizeipräsidenten und Rechtsprofessor, ist tot. Wie in der Polizeibehörde bestätigt wurde, starb er am Dienstag im Alter von 72 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit. 

Knape, der 1970 in die West-Berliner Polizei eintrat, war unter anderem Abteilungsführer einer Bereitschaftspolizeiabteilung. Später leitete er viele Jahre die für den Osten der Stadt zuständige Direktion 6. Michael Knape leitete zudem zahlreiche Großeinsätze in der Stadt und bewältige Großlagen wie den 1. Mai und die Walpurgisnacht.

Als Einsatzleiter und Direktionschef machte er sich einen Namen für sein konsequentes Vorgehen gegen Neonazis. Knape, neben dessen Schreibtisch an der Wand eine große Keule hing, war in der rechtsextremen Szene derart verhasst, dass die damalige Naziband „Landser“ ein Lied über ihn herausbrachte.

Der Jurist, der viele Missstände in der Behörde kritisierte, galt nach Angaben ehemaliger SEK-Beamter als einer der wenigen Beamten des höheren Dienstes, der bei der Aufarbeitung der Schießstandaffäre mitwirkte. Viele Elite-Polizisten hatten wegen maroder Abgasanlagen auf den Trainingsstätten Gesundheitsschäden erlitten.

Knape war unter anderem Honorarprofessor an der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht und lehrte nach seiner Pensionierung an der Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg in Oranienburg (Oberhavel) Eingriffsrecht.

Er blieb unbequem. So kritisierte er die fehlenden Rechtsgrundlagen für den Taser-Einsatz. Und als externer Experte für die FDP saß er im Amri-Untersuchungsausschuss, der die zahlreichen Polizeipannen rund um den islamistischen Terroranschlag am Breitscheidplatz thematisierte.

Als ehemaliger erfahrener Einsatzleiter bemängelte Knape auch das Einsatzkonzept der Berliner Polizei während verschiedener Großdemonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. Im Berliner Abgeordnetenhaus wurde er als Sachverständiger unter anderem für das neue Versammlungsfreiheitsgesetz geladen - dessen Entwurf er im Innenausschuss zahlreiche handwerkliche Mängel bescheinigte. 

Erst im Mai sprach der Ex-Polizist noch mit der Berliner Zeitung darüber, wie man gegenüber den Blockierern der Letzen Generation seine privaten Rechtsansprüche sichern könne. Und eigentlich wollten wir ihn in dieser Woche noch um ein Interview zur Sicherheitslage in Berlin bitten. Wir hatten uns vorgenommen, Michael Knape am Mittwoch anzurufen.