Am Mittwochnachmittag gegen 13.45 Uhr stehen rund 70 Studierende am Steinplatz, nicht weit von der Universität der Künste (UdK) in Charlottenburg, und rufen den Satz, der eigentlich verboten ist: „From the River to the Sea!“ Die Polizei, in Gestalt von fünf Beamten, steht daneben und greift nicht ein. Einige der Studierenden tragen die Kufiya, das Tuch der Palästinenser, manchmal um den Kopf, weil es während der Versammlung anfängt zu regnen.
Aufgerufen hatte zu dieser Demonstration die Berliner Studentenvereinigung „Students united for a Free Palestine“. Laut einem im Internet veröffentlichten Aufruf warf die Gruppierung den Universitäten eine einseitige Darstellung der Geschehnisse in Nahost vor. Die Veranstaltung unter dem Titel „Universitäten entkolonialisieren“ richtete sich explizit sowohl an palästinensische als auch an jüdische Studierende. Gleichzeitig werfen die Demonstranten Israel vor, einen Völkermord zu begehen.
Auf dem Steinplatz will am Mittwoch darüber allerdings niemand mit der Presse sprechen. Anfragen der Berliner Zeitung lehnen sie wiederholt ab. Eine Rednerin drückt am Mikrofon ihre volle Solidarität mit „den Genossinnen und Genossen von Zora“ aus. „Sie haben lediglich Veranstaltungen gemacht zu palästinensischer Geschichte, zum palästinensischem Widerstand“, sagt die Rednerin. Sogar das Sprechen über den palästinensischen Widerstand werde so kriminalisiert.
Am Mittwochmorgen hatte eine Razzia in sechs Wohnungen und zwei weiteren Orten in Berlin stattgefunden. Dabei ging es um die Verwendung von Kennzeichen terroristischer Organisationen sowie Propaganda für die „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ (PFLP). Fünf der sechs Beschuldigten sollten der linken Frauengruppe „Zora“ angehören.


