Berlin-Bei der Unterbringung der ukrainischen Flüchtlingskinder in Berliner Schulen und Kitas gibt es Fortschritte. 540 Willkommensklassen, die von rund 6000 Schülern besucht werden, gab es bisher bereits in der Hauptstadt. In den vergangenen Wochen sind dort auch ukrainische Kinder und Jugendliche integriert worden. Zudem sind rund 50 neue Willkommensklassen, in die jeweils durchschnittlich 12 bis 15 Schülerinnen und Schüler gehen, gegründet worden. Insgesamt sind im Moment 1025 Geflüchtete in alten und neuen Willkommensklassen untergebracht – und noch einmal 1105 Geflüchtete in Regelklassen. Das heißt, dass bisher 2130 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine begonnen haben, in Berlins Schulen anzukommen.
Die Regelklassen werden von Kindern besucht, die noch im Grundschulalter sind, sie gehen in die Klassen 1 bis 3. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Kinder in diesem Alter die Sprache am besten „im Sprachbad“ lernen, nicht durch förmlichen Deutschunterricht, sondern durch den unmittelbaren Kontakt mit ihren Mitschülern und Lehrern. Ukrainische Schüler höheren Alters, die schon einigermaßen gut Deutsch sprechen können, werden ebenfalls sofort in die Regelklassen integriert.
30 ukrainische Lehrer sind schon im Einsatz
In jeder Woche werden neue Willkommensklassen gegründet. Nach einer Abfrage des Senats bei allen Schulen Berlins – auch den beruflichen und freien Schulen – hatte Staatssekretär Alexander Slotty Mitte März bekannt gegeben, dass man damit rechne, in absehbarer Zeit in der Hauptstadt bis zu 250 neue Willkommensklassen eröffnen zu können. Die erste Etappe ist nun geschafft.
Zudem rechnet man mit einer Kapazität von 4000 Kita-Plätzen, die man vor allem durch das Prinzip „Zusammenrücken“ schaffen könnte. Davon sind bisher wohl Plätze im dreistelligen Bereich vergeben.
Kurz nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs ist von der Bildungsverwaltung ein Multifunktionspostfach eingerichtet worden, in dem ukrainische Lehrkräfte sich melden können. Bisher haben sich rund 300 Lehrkräfte beworben, von denen bereits 30 in den neuen Willkommensklassen eingesetzt sind.
Für die Betreuung von Willkommensklassen sind die Anforderungen an die Deutschkenntnisse der Lehrkräfte ziemlich hoch, sie müssen über das Sprachniveau C1 verfügen, das man in der Regel auch braucht, um als Ausländer in Deutschland studieren zu können. Wenn die Lehrkräfte herkunftssprachlichen Unterricht geben möchten, sind die Anforderungen an ihre Deutschkenntnisse deutlich niedriger.
Ukrainisch als zehnte Partnersprache für Berlins Europaschulen
Die CDU-Abgeordnete Sandra Khalatbari hatte kürzlich eine Anfrage an den Senat gestellt, ob angesichts der Flüchtlingskrise der Aufbau einer passenden Europa-Schule erwogen werde. Staatssekretär Alexander Slotty antwortete, dass man diese Möglichkeit intensiv prüfen werde. „Es gibt den politischen Willen, eine neue Staatliche Europaschule Berlin (SEBZ) mit der Partnersprache Ukrainisch zu gründen“, teilte nun ein Sprecher der Bildungsverwaltung mit. Man suche bereits nach Immobilien.
Die bilingualen Europa-Schulen werden von zweisprachigen Kindern besucht – und von Kindern, die nur eine einzige Sprache in ihrer Familie sprechen. Das Konzept der Schulen sieht vor, dass die Kinder zunächst von muttersprachlichen Lehrkräften in ihrer Muttersprache und erst später in der Zweitsprache alphabetisiert werden. Auch der Fachunterricht findet in beiden Sprachen statt, bevor ab der neunten Klasse alle Jugendlichen gemeinsam unterrichtet werden.
Ein bilinguales Erfolgsmodell
Anders als in den meisten internationalen Schulen müssen die Eltern für die Europa-Schulen keine Schulgebühren zahlen. Die Schülerschaft kommt aus Elternhäusern mit sehr unterschiedlichen Einkommensverhältnissen. Die sogenannte Europa-Schulstudie hat gezeigt, dass die Leistungen der bilingualen Schüler in Deutsch und Mathematik genauso gut sind wie die von Schülern auf einsprachigen Schulen. Im Englischen bringen sie sogar deutlich bessere Leistungen. Zudem sind sie aufgeschlossener für interkulturelle Themen und für Werte wie Toleranz und friedliche Kooperation.


