Flughafen BER

BER-Mitarbeiter: Passagiere sind oft schlecht informiert und tragen zu Chaos bei

Fluggäste ärgern sich über lange Wartezeiten am neuen Berliner Flughafen. Doch nicht selten liegt es an den Gästen selbst, dass es stockt, sagt ein Mitarbeiter.

Ein Flugzeug am BER! Obwohl der Flugverkehr wieder zunimmt, liegt er weit hinter dem Stand der Zeit vor Corona zurück. Trotzdem gibt es am Hauptstadt-Flughafen immer wieder Probleme.
Ein Flugzeug am BER! Obwohl der Flugverkehr wieder zunimmt, liegt er weit hinter dem Stand der Zeit vor Corona zurück. Trotzdem gibt es am Hauptstadt-Flughafen immer wieder Probleme.dpa/Christoph Soeder

Berlin-In der Diskussion um lange Wartezeiten am BER meldet sich nun auch das Personal, das am Hauptstadt-Flughafen arbeitet, zu Wort. Nachdem sich Passagiere über Chaos und Verzögerungen beschwert haben, spielt ein Mitarbeiter den Ball zurück. Nicht selten würden die Fluggäste dazu beitragen, dass die Abfertigung länger als erwartet dauert, sagt er in einem Statement, das der Berliner Zeitung vorliegt. Wenn es an der Sicherheitskontrolle Probleme gibt, liege dies oft daran, dass Bestimmungen nicht beachtet werden – ob zum Handgepäck, zur Mitnahme von Flüssigkeiten oder zu Corona-Regeln. Der Mitarbeiter bestätigte aber auch, dass bei der Flughafengesellschaft FBB und den am BER tätigen Firmen ebenfalls einiges im Argen liege.

„Viele Passagiere haben nichts gelernt“, kritisiert er – und meint die Bestimmungen, die für Flugreisen gelten. „Sie informieren sich lieber über die Farbe, den ihr Mietwagen am Urlaubsort hat, als über die wirklich wichtigen Dinge.“ Ein typischer Fall sei, dass Fluggäste mit viel zu großem und schwerem Handgepäck an der Sicherheitskontrolle erscheinen – und sich dann noch herausstellt, dass sich im Innern der Tasche, unter Textilien vergraben, Flüssigkeiten in viel zu großen Behältnissen befinden.

Langes Kramen an der Sicherheitskontrolle

Für mehr als 100 Milliliter dürfen sie nicht ausgelegt sein, das gelte weiterhin. Alle Fläschchen müssen zudem in einem durchsichtigen und wiederverschließbaren Beutel mit maximal einem Liter Fassungsvermögen verstaut sein. Wenn an der Kontrolle lange gekramt, ausgesondert und umgepackt werden muss, kostet das Zeit.

Auch über die Corona-Regeln, die für das jeweilige Zielland gelten, seien sich viele Passagiere nicht im Klaren. Dabei lasse sich im Internet recherchieren, welche Test- und Impfdokumente in welcher Form mitzuführen sind, so der Mitarbeiter. „Man kann sich vorher informieren, was für Unterlagen man bei der Abreise am BER dabeihaben muss.“  Eine Informationsquelle sei reopen.europa.eu/de/from-to/DEU/GRC, sagte ein Experte.

Lufthansa rät: am besten schon zu Hause einchecken

Zudem könnten sich die Passagiere in manchen Fällen das Anstehen am Check-in-Schalter sparen. So sei es oft möglich, die Bordkarte schon zu Hause auszudrucken. Auch sollten sich die Fluggäste darüber informieren, ob sie ihr Gepäck im BER an einem Automaten aufgeben können. „Der Automat wiegt den Koffer und druckt das Baggage Tag.“ Der Papieranhänger mit den Angaben zum Start- und Zielflughafen müsse nur noch am Gepäckstück angebracht werden – und los geht’s.

Die Lufthansa hat ihre Kundschaft erneut auf diese Möglichkeiten aufmerksam gemacht, so Sprecherin Sandra Courant. „Wir haben unsere Gäste noch einmal über die Möglichkeit des Online-Check-ins und des Vorabend-Check-ins informiert sowie auf unseren Service hingewiesen, der einen digitalen Vorabcheck der Reisedokumente ermöglicht.“

Defekte Rollsteige können nicht mehr repariert werden

Dem Mitarbeiter am BER, der sich über Fluggäste ausließ, geht es nicht darum, den Passagieren die gesamte Schuld am Chaos auf dem Flughafen zuzuschieben. So sei ein großer Teil der Laufbänder im Terminal defekt. Einige Rollsteige seien seit März ausgefallen, konnten aber bisher nicht repariert werden. Andere seien niemals in Betrieb gegangen. Wie aus Flughafenkreisen zu hören ist, liegt dies daran, dass die Technik schon fast ein Jahrzehnt alt ist und Ersatzteile so gut wie nicht zu bekommen seien. Die inzwischen irreparablen Rollsteige wurden einst pünktlich fertig, während die Eröffnung des neuen Hauptstadt-Airports Jahr um Jahr aufs Neue verschoben wurde.

Hinzu komme, dass Mitarbeiter, die für die Sicherheitskontrolle vorgesehen sind, noch immer auf Kurzarbeit gesetzt sind. In einem Bereich, den viele Passagiere als „Flaschenhals“ empfinden, fehle also Personal – auch deshalb, weil zahlreiche Beschäftigte wegen schlechter Bezahlung und der coronabedingten Flaute der Branche in andere Branchen gewechselt sind, wie Andreas Splanemann von Verdi bekräftigte.

„Die Luftsicherheitskontrollen sind an deutschen Flughäfen eine hoheitliche Aufgabe der Bundespolizei. Die Behörde übernimmt die Kontrollen eigenständig und beauftragt selbstständig einen Dienstleister zur Unterstützung“, sagte Flughafensprecher Jan-Peter Haack der Berliner Zeitung. „Die Flughafengesellschaft steht mit der Bundespolizei und den operativen Partnern in ständigem Austausch, um den Fluggästen die höchstmögliche Aufenthaltsqualität zu gewähren und die Prozesse am Flughafen so sicher und reibungslos wie möglich zu gestalten.“ So gebe es Schulungen.

Nicht nur Fluggäste müssen warten – auch Flugzeuge

„Bedingt durch die Pandemie müssen die Prozessabläufe in der Sicherheitskontrolle angepasst werden, um die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln sowie eine möglichst kontaktlose Sicherheitskontrolle sicherzustellen“, so Haack weiter. „Hierdurch reduziert sich die Kapazität der Kontrollanlagen zwangsläufig.“

Wie berichtet beschweren sich Fluggäste auch darüber, dass die Wegweisung im BER oft nicht ausreicht oder in die Irre führt und dass die Sitzgelegenheiten nicht ausreichen. Dazu sagte der Flughafensprecher: „Wir optimieren kurzfristig Komponenten der Passagierwegeführung und des Sitzplatzangebots im Terminal 1.“

Am BER müssen nicht nur Passagiere Wartezeiten in Kauf nehmen – weil aus Kostengründen derzeit immer nur eine der beiden Pisten geöffnet ist, kommt es zu Staus von Flugzeugen, die landen sollen. „Ein tägliches Schauspiel, das Tausende von Euro an Treibstoff kostet und die Umwelt unnötig verpestet“, schreibt ein Berliner Flugkapitän bei Facebook. „Warum? Weil der BER eigentlich pleite ist und aus diesem Grund nur eine Start- und Landebahn betreibt. Dies erspart dem Flughafenbetreiber unter anderem Betriebsdienste, Feuerwehr und anderes. Dies kostet Hunderte von Passagieren die pünktliche Ankunft, verursacht eine erhebliche Umweltverschmutzung durch den zusätzlichen Treibstoff und natürlich Kosten für die Airlines.“

Bei der Flughafengesellschaft FBB sieht man dagegen kein Problem. „Durch die international üblichen Anflugverfahren, die Verkehre staffeln, werden mögliche Rückstaus in der Luft vermieden“, sagte Sprecher Jan-Peter Haack.