Ein trüber Nachmittag in Hohenschönhausen. Die Wolkendecke hängt so tief, dass sie die Gebäude fast zu erdrücken scheint. Diffuses Licht legt sich wie ein dunkler Schatten über die graubraunen Fassaden der Wohngebäude. Ein Haus fällt dabei besonders ins Auge: Ein verwitterter DDR-Zeilenbau aus den 1960er-Jahren, umklammert von mehreren Baugerüsten mit losen Planen, die wie müde Fahnen im Wind schlagen. Eine Szenerie, die unwillkürlich an Pripjat, die verlassene Stadt von Tschernobyl, erinnert.
Viele der Wohnungen stehen leer. Nur in einer Erdgeschosswohnung glimmt Licht – ein warmer Farbklecks inmitten dieser bedrückenden Kulisse aus Stein und Beton. Hier lebt Daniel Anders, 29. Schnellen Schrittes eilt er herbei, um die Tür zu öffnen. Etwas schüchtern reicht er uns die Hand. „Schön, dass Sie da sind. Ich habe schon auf Sie gewartet.“

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