Klimaproteste in Berlin

Attacke der Letzten Generation auf Brandenburger Tor: Chemisches Verfahren zur Reinigung gefunden

Berlins Finanzsenator Stefan Evers: Die Farbe am Brandenburger Tor kann wahrscheinlich entfernt werden. Doch das Verfahren wird die Substanz beschädigen.

Finanzsenator Stefan Evers will, dass keine Kosten am Steuerzahler „kleben bleiben“.
Finanzsenator Stefan Evers will, dass keine Kosten am Steuerzahler „kleben bleiben“.Emmanuele Contini

Ein paar Sekunden. Das muss die Zeit gewesen sein, in der die Letzte Generation die Säulen des Brandenburger Tors mit Feuerlöschern orange gefärbt hat. Wachpersonal und Polizei konnten nur verhindern, dass Aktivisten mit einer Hebebühne auch den oberen Teil des Tors ansprühten. Die Säulen des Brandenburger Tors sind nun schon seit eineinhalb Monaten orange.

Nach der Aktion am 17. September verkündete die Letzte Generation, dass das Brandenburger Tor ein Symbol für große, hoffnungsvolle Wendepunkte in der Geschichte sei. Die Gruppe protestiert seit dem 13. September in Berlin unter dem Motto „Wendepunkt Herbst 2023“. Sie fordert einen Ausstieg aus den fossilen Energien bis 2030 und einen Gesellschaftsrat. Neben dem Brandenburger Tor war auch die Weltzeituhr am Alexanderplatz kurzzeitig eingefärbt.

„Die Farbe war nicht wasserlöslich“, sagt Birgit Möhring, die Geschäftsführerin des landeseigenen Immobilienunternehmens BIM, über das Farbgemisch am Brandenburger Tor. Mit heißem Wasser aus dem Hochdruckreiniger konnte die Farbe nur teilweise entfernt werden, wochenlang wurden nun verschiedene chemische Verfahren getestet. Offenbar mit Erfolg – am Montag spricht der Berliner Finanzsenator Stefan Evers von „guten Nachrichten“. Nach aktuellem Stand werde die Reinigung etwa 115.000 Euro kosten, vielleicht noch mehr.

So viel sei sicher: Der Farbe sei Wasser beigemischt worden, so habe sie tiefer in den Sandstein dringen können, sagt Möhring. Das Brandenburger Tor wird nun teilweise eingerüstet, eine „Paste“ soll auf den Sandstein aufgetragen werden. „Sie muss trocknen und dann wieder abgewaschen werden“, sagt Möhring. Das würde etwa fünf Tage dauern, dann müsste das Verfahren möglicherweise wiederholt werden. Die Substanz würde dabei vermutlich beschädigt, deshalb müssten Restauratoren nacharbeiten. „Sie beseitigen Schäden und stellen sicher, dass man keine Farbunterschiede sieht.“  


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Berlin und die BIM wollen sich „jeden Cent“ zurückholen, „nichts soll am Steuerzahler kleben bleiben“, so Evers. Welche Verfahren genau angewandt werden, möchte er nicht sagen, auch woraus die Farbe bestand und wann die Arbeiten beginnen, soll geheim bleiben. Evers und Möhring befürchten, dass diese Informationen weitere Attacken erleichtern könnten und dass die Farbe dann noch schwerer zu entfernen sein könnte.

Hintergrund ist, dass die Letzte Generation in einer Pressemitteilung angekündigt hat, dass das Brandenburger Tor orange bleiben soll: „Egal ob mit Feuerlöschern, Farbeimern oder Pinseln – wir werden das Brandenburger Tor immer wieder orange färben.“

Wachpersonal sei ohnehin 24 Stunden am Ort. „Wir verstärken erst mal und wir haben grundsätzlich Wachschutz“, so Möhring. „Aber es ist jetzt nicht so, dass wir reflexartig anfangen, überall die Kosten hochzutreiben.“ Derzeit überlegt die BIM allerdings, am gesamten Brandenburger Tor Graffitischutz anzubringen.

Der Graffitischutz beschränkte sich bisher auf die unteren zwei Meter, die bereits von der Farbe befreit sind. Aber auch das biete keine hundertprozentige Sicherheit, teilweise könnte Farbe durch den Lack dringen, so Möhring. Außerdem sei der Lack sichtbar. Sie dreht sich um und weist auf die verwitterten Stellen am oberen Teil des Brandenburger Tors hin. „Das Gesamtbild nicht zu zerstören, das ist die Herausforderung.“  

Der Finanzsenator dankt der Polizei, da das Brandenburger Tor ohne ihren Einsatz auch im oberen Bereich eingefärbt wäre. „Es stimmt mich nachdenklich, dass wir uns heute unter Polizeischutz versammeln“, sagt er. Das würde „ungeheure Polizeikräfte binden“. Evers appelliert an die Letzte Generation, „noch einmal nachzudenken“ und „zur Vernunft zu kommen“.

„Das Geld fehlt uns für energetische Sanierungsmaßnahmen“, sagt Möhring. Es komme alles aus einem Topf. Die Aktion wirke also dem eigentlichen Ziel der Gruppe entgegen. Andererseits betont auch sie, dass man sich das Geld wiederholen werde: „Wir werden zur Zahlung auffordern und ansonsten zivilrechtlich Klage erheben.“ Auch durch Spenden Straftaten zu unterstützen, sei strafrechtlich relevant, sagt der Senator: „Wir werden auch gegen die Spender vorgehen.“  

Fraglich ist allerdings, ob die Verursacher ihre Schulden überhaupt begleichen können. Erst recht ohne Spenden.