Am Donnerstag ist der Schlachtensee so leer wie sonst fast nie – und das bei 30 Grad. Leo E. sitzt mit drei anderen Freunden unter einem Baum am Wasser und raucht. Der bekannte See in Berlin-Zehlendorf ist seit langem ein Lieblingsort der Berliner Jugend zum Tanzen, Trinken und Baden. Am 9. Juni soll dort nach einer dieser Feiern ein 14-jähriges Mädchen von zwei Männern vergewaltigt worden sein, wie die B.Z. zuerst berichtete.
Auf Anfrage der Berliner Zeitung teilt die Pressestelle der Berliner Polizei mit, dass es ein laufendes Ermittlungsverfahren zu dem Vorfall gebe. Wegen des Opferschutzes bei einem Sexualdelikt, vor allem, da die Betroffene minderjährig ist, müssen sie jedoch „schmallippig“ bleiben, wie der Mitarbeiter der Pressestelle es ausdrückt. Sie können daher keine weiteren Informationen mitteilen.
Der 20-jährige Weddinger Leo E., den wir knapp zwei Wochen nach der mutmaßlichen Vergewaltigung am See antreffen, studiert an der Freien Universität Berlin. Auch er hat den Fall des 14-jährigen Mädchens mitbekommen. „Ich habe selbst eine kleine Schwester, ich weiß, wie viel Schlimmes den Kindern in Berlin widerfährt.“ Deshalb ziehe er die Freunde seiner Schwester, bevor sie abends ausgehen, immer beiseite, um ihnen „einzuimpfen, gut aufeinander aufzupassen“.
Erst letzten Freitag soll außerdem ein Freund von Leo am Schlachtensee überfallen worden sein. Auf die Frage, warum er trotzdem zum Entspannen weiterhin hierher fährt, sagt er: „Ich glaube, das hat mit Berliner-Sein zu tun.“ Beispielsweise gingen vor allem junge Menschen trotz oder gerade wegen des Wissens, dass es an Orten wie dem Kottbusser Tor oder dem Görlitzer Park gefährlich werden kann, zum Feiern dorthin. Viel wichtiger fände er, dass öffentliche Orte, an denen Kinder und Jugendliche sich auch insbesondere abends aufhalten, sicherer für sie gestaltet werden. Auch sollten junge Leute, die „gerade am Trinken oder Kiffen sind“, laut Leo E. deswegen keine Angst haben müssen, eine Straftat bei der Polizei zu melden.


