Mon dieu, dachte ich Dienstagfrüh ungefähr fünfmal, als ich mit dem Rad auf dem Weg ins Büro war. Ich sei eine lahme Kuh, erklärte mir ein anderer Radfahrer, dem ich offenbar nicht schnell genug fuhr und zu sehr in der Mitte des Radwegs, sodass er Schwierigkeiten beim Überholen hatte. Und so ging es weiter, mit Gehupe und Gemotze. In Berlin normal, aber das hier war next Level. Auf meinen letzten Metern wurde ein Autofahrer mit polnischem Kennzeichen an der Kreuzung Alexander- /Karl-Liebknecht-Straße in Berlin-Mitte von einem Laster lang anhaltend brutal angehupt, weil er nicht kapiert hatte, dass er auf der Abbiegespur stand, obwohl er geradeaus wollte. Ein Ortsfremder, der Milde verdient hätte!
Eine schnelle Recherche erbrachte, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Hitze und Aggressivität gibt. Zwei amerikanische Wissenschaftler haben dies bereits in den 1970er-Jahren mit einem Experiment bewiesen. Sie teilten 64 Studenten in zwei Gruppen ein. Die einen kritisierten die anderen und diese durften sich dafür mit Elektroschocks rächen. Je heißer es im Versuchsraum war, desto häufiger gab es Elektroschocks.
Dass Hitze sich negativ im Straßenverkehr auswirkt, haben Forscher dann in den 1980er-Jahren herausgefunden: Ihre Probanden fuhren absichtlich nicht über grüne Ampeln und mussten feststellen, dass das besonders an heißen Tagen Unmut bei den wartenden Autofahrern auslöste. Besonders bei denen ohne Klimaanlage. Es endete in ausgiebigem Gehupe. Ich kann das nur bestätigen.


