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Fake-Interview mit Michael Schumacher: Funke entlässt Chefredakteurin Hoffmann

Nach einem KI-generierten Interview mit Michael Schumacher muss die Chefin von Die Aktuelle gehen. Angesichts der Blatthistorie eine heuchlerische Entscheidung.

Die Aktuelle vom 15. April 2023. Das beworbene „erste Interview“ wurde von einer KI generiert.
Die Aktuelle vom 15. April 2023. Das beworbene „erste Interview“ wurde von einer KI generiert.Die Aktuelle

Die Funke-Mediengruppe versucht sich an Schadensbegrenzung. Laut einer Pressemitteilung des Unternehmens von Freitagabend sei Anne Hoffmann, die Chefredakteurin der Illustrierten Die Aktuelle mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben entbunden worden.

Am 15. April war die Publikation mit einem Bild von Michael Schumacher auf der Titelseite erschienen, der Titel lautete: „Das erste Interview! Es klingt täuschend echt“. Als Quellenangabe war im Blatt klein zu lesen: „Das Interview war im Internet. Auf einer Seite, die mit Künstlicher Intelligenz, kurz KI, zu tun hat“. Klartext: Das Interview war mithilfe einer Künstlichen Intelligenz fingiert worden.

Es folgte ein Aufschrei in den sozialen Medien, die Familie von Michael Schumacher gab bekannt, rechtliche Schritte eingeleitet zu haben. Bei dieser entschuldigt sich die Funke-Mediengruppe in der nun veröffentlichen Pressemittleitung.

„FUNKE bittet um Entschuldigung bei der Familie Schumacher für die Berichterstattung in der jüngsten Ausgabe von ,die aktuelle‘ über Michael Schumacher“. Zitiert wird Bianca Pohlmann, Geschäftsführerin der Zeitschriften-Sparte: „Dieser geschmacklose und irreführende Artikel hätte nie erscheinen dürfen. Er entspricht in keiner Weise den Standards von Journalismus, wie wir – und unsere Leserinnen und Leser – ihn bei einem Verlag wie FUNKE erwarten.“

Diese Aussage kommt einigermaßen überraschend, angesichts der Tatsache, dass das Schicksal von Michael Schumacher, über dessen gesundheitlichen Zustand nach einem schweren Skiunfall im Jahr 2013 kaum etwas bekannt ist, in Die Aktuelle (und anderen Illustrierten dieser Art) schon seit Jahren immer wieder ausgeschlachtet wird, wie Boris Rosenkranz für das Online-Magazin Übermedien nun noch mal übersichtlich dargelegt hat.

Die Aktuelle schlachtete den Unfall von Michael Schumacher aus

Zuletzt im Sommer 2022 hatte man über einem Coverbild vom lachenden Schumacher getitelt: „Im Juli endlich zurück im Leben! Das hätte keiner mehr zu träumen gewagt!“. 2014, kurz nach dem Unfall, hieß es auf dem Cover: „Aufgewacht!“. Mit Michael Schumacher hatten diese irreführenden Schlagzeilen letztendlich aber nahezu nichts zu tun. Weitere Lowlights ohne jeglichen Wahrheitsgehalt aus den Folgejahren, stets über Bildern von Michael Schumacher: „Er guckt Fußball“, „Er hat eine SMS verschickt“, „Er sitzt in der Sonne“, oder „Er ist nicht mehr unter uns“ und „Abschied von der Hoffnung“. Für all diese Ausgaben war Anne Hoffmann als Chefredakteurin verantwortlich, sie hatte den Posten seit 2009 inne.

Fake News gehören in der sogenannten Yellow Press seit jeher zum Geschäftsmodell, die Aktuelle hat sich darauf spezialisiert. Dass die Funke-Mediengruppe nun personelle Konsequenzen zieht, dürfte also mehr mit dem Online-Shitstorm zu tun haben, denn mit einem behaupteten Streben nach der Einhaltung journalistischer Standards.