Theaterkritik

Dünnes Eis in der Schaubühne: Wie Yael Ronen in „Sabotage“ den Nahostkonflikt als Neurose behandelt

Mit ihrem neuen Stück „Sabotage“ legt Yael Ronen Israel und Deutschland auf die Analyse-Couch. Dimitrij Schaad brilliert als Woody-Allen-Verschnitt. Die Kritik

Dimitrij Schaad als Jona bei seiner Analytikern (Eva Meckbach) in „Sabotage“
Dimitrij Schaad als Jona bei seiner Analytikern (Eva Meckbach) in „Sabotage“Ivan Kravtsov

Yael Ronens Stücke verstehen es meisterlich, die Weltlage so einfach wie verwickelt aus den privaten Lebenserzählungen ihrer Figuren zu entfalten. Ganz so wie bei Jona, jenem tragisch neurotischen Moralisten in ihrem neuen Stück „Sabotage“, der den eben noch lodernden Krieg in Gaza und Israels fragile Existenzsicherung damit ganz persönlich nimmt.

Im Grunde ein Unding, diese monströse Selbstkasteiung. Aber Jona sind die geopolitischen Wechselfälle seit je unter die Haut geschrieben: Sein Vater ist Russe, seine Mutter Ukrainerin. Und dass es die Familie nicht erst seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine zerrissen hat, liegt daran, dass sie zudem jüdisch ist. Als Juden hatten sie auch in der Sowjetunion nie eine Heimat, wanderten erst nach Israel aus, dann nach Deutschland, wieder zurück und schließlich in alle Himmelsrichtungen auseinander.

Berliner Zeitung

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