Ein wichtiges Thema: der Klimawandel! Ein großer Stoff: Wie gehen die Menschen mit der Erde um? Dazu eine gute Autorin, die 1977 in Karl-Marx-Stadt geborene Kirsten Fuchs nämlich, die sich in „Der Bus brennt“ all dessen angenommen hat.
Man möchte dem Grips-Theater sofort dafür gratulieren, dass es sich die Rechte für die Uraufführung gesichert und die Inszenierung in die Hände des Kirsten-Fuchs-erprobten Regisseurs Robert Neumann gelegt hat: ganz nah am Puls der Zeit! Ganz eng dran an den Belangen der jungen Generation, die sich gegen die Folgen der globalen Umweltzerstörung zu wehren versucht! Das Grips-Theater dort, wo es immer sein will: bei den Menschen jeden Alters, aber vor allem bei den jüngeren, und bei deren Nöten.
Theater im Haus am Hansaplatz
Doch als es dann losgeht im Haus am Hansaplatz, ist erst einmal „SOS“ (1975) von Abba zu hören und Lisa Klabunde am DJ-Pult wackelt in einem Kuhkostüm mit den Beinen. Weder klingt das irgendwie innovativ noch sieht es so aus. Nachdem das Pult weggetragen wurde, düsen Regine Seidler und Daniel Pohlen als Killerkühe in silbernen Overalls zu schwarz-weißen Maskenköpfen herein (Ausstattung: Lan Anh Pham). Sie sind mutiert respektive „Muhtiere“ und können sprechen, etwa dies: „Alles ist total trocken“. Damit meinen sie die verdorrende Welt und dass sie womöglich bald Menschen fressen müssen, weil es sonst nichts gibt.
Leider könnte sich der Satz auch auf die gesamte, über zwei Stunden lange Aufführung beziehen. Sie scheint unter der Last der Erwartungen zusammengebrochen zu sein und hat keinerlei Zugriff auf das Stück, das ebenfalls reichlich bemüht und bräsig wirkt.
Fünf Jugendliche bleiben im Jahr 2034 am letzten Schultag vor den Ferien an der Haltestelle sitzen, da der Bus brennt. Einer stammt aus begütertem Elternhaus, eine will Zauberin werden, einer Hausmeister, einer lebt auf einem Bauernhof, einer leidet unter der Klimakrise und wird sich vielleicht radikalisieren. Sie haben verschiedene Strategien entwickelt, um sich auf eine Zukunft vorzubereiten, in der sie wohl keinen Platz haben werden: sich abschotten, alles leugnen, fanatisch agitieren.
Arm gegen reich, ängstlich gegen mutig – zu sehen ist von diesem diskursiven Spektrum indes höchst wenig. Denn Robert Neumann lässt das Ensemble vor allem herumstehen und reden und gefühlt tausendmal „Leute“ und „Hallo“ brüllen. Gespielt allerdings wird kaum, es kommt keine Spannung auf und kein Tempo, nur die Tonspur und Videofilme suggerieren Bedrohung oder Risiken. Das Stück wie die Inszenierung halten nicht, was sie versprachen. Und die Kühe? Bezweifeln, dass die Jungen mehr für eine bessere Welt tun werden, als eine von ihnen es könnte! Und das ist das traurige Ende eines traurigen Abends.

