Kürzlich war an dieser Stelle von dem merkwürdigen Verhalten mancher Lehrer die Rede, die sich per Jugendsprache an ihre Schüler wenden und plötzlich Begriffe wie „weird“ oder „cringe“ benutzen. Das Anbiedern berufsjugendlicher Erwachsener an ihre Zielgruppe ist dabei nur die neueste Volte im ewigen Ringen der Generationen um Sprache – einem Ringen, das vonseiten der älteren Herrschaften früher meist weniger anbiedernd als abgrenzend („das versteht doch keiner“) daherkam.
Nun musste ich feststellen, dass dieses Nichtverstehen keineswegs auf die Kommunikation von Erwachsenen und Teenagern beschränkt ist. Auch Kleinkinder haben durchaus ihren eigenen Slang, wobei das im vorliegenden Fall weniger mit dem Alter als mit der regionalen Prägung zu tun hat.
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Es kam so: Eines Tages hatten die Kinder statt der jüngsten Trendinfektion oder dem neuesten Gossip darüber, wer wen am Vortag geärgert hatte, ein neues Wort aus der Kita mitgebracht: „Klippo“. Nie gehört, erinnerte mich an eine Wassereissorte und ließ mich auch sonst nicht kalt. „Klippo – was ist das?“, wollte ich wissen und fand heraus: jener Ort beim Fangenspielen, der sicher ist.
Forscher entwickelten Sprachatlas
„Ach, ihr meint ‚Bonne‘“, dachte ich, der Zugezogene, mich an jene Zeiten erinnernd, in denen ich als Kind in Nordwestdeutschland selbst Fangen gespielt hatte.
Doch Begriffsstreitereien sind in diesem Fall völlig sinnlos: Für ein an der Universität Augsburg begonnenes Projekt, das mittlerweile in Salzburg und Lüttich fortgeführt wird, haben Forscher schon vor Jahren Dutzende Ausdrücke für den „sicheren Ort beim Fangenspielen“ festgehalten und den deutschen Sprachraum entsprechend kartiert – in einem „Atlas der Alltagssprache“. Im Rheinland sagt man demnach bevorzugt „Freio“, in Sachsen gerne „Zick“ und in der Schweiz „Hoch“. Andere Ausdrücke sind „Butte“, „Mü“ oder „Zee“. Was es nicht alles gibt!


