Freitagnacht in einem einstigen Hotel aus der sozialistischer Zeit. „Wo ist der Wodka?“, schreit ein Mädchen bei schummrigem Licht hintem Tresen der Bar, als Dmytro ansetzt, seine Geschichte zu erzählen: „Ich will tanzen, nicht töten“, sagt der 26 Jahre alte Mann mit raspelkurzem Haar und einem sanften Lächeln. Von Beruf ist er Friseur, in einem der Salons im angesagten jüdisch geprägten Viertel Kazimierz, wo gemütlich Straßenbahnen entlangscheppern, südlich der berühmten Unesco-Welterbe-Altstadt.
Vor sechs Jahren zog Dmytro aus der Ukraine nach Krakau, noch vor dem Krieg. „So lang das Kämpfen weitergeht, kann ich nicht mehr nach Hause“, sagt er, „denn sie würden mich sofort einziehen und an die Front beordern.“ Dmytro hat sich für ein anderes Leben entschieden. Es ist Freitagnacht und wir sind auf dem Unsound Festival im Hotel Forum. Von den Bühnen aus rattern Breakbeats in die Räume, in denen verloren ein paar Spielautomaten rumstehen. Der brasilianische Sounddesigner Yvu zündet ein hyperaktives Avant-Funk-Feuerwerk aus perkussiven Vokal-Samples. Und unten im Keller, hat Dmytro gehört, soll es noch einen geheimen Club geben, das Secret Lodge.

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