LGBT

Trotz Angriffen in Neukölln: Jetzt erst recht Händchen halten – das queere Hoven feiert ein Straßenfest

Neukölln gilt als hartes Pflaster für Queers. Das Hoven im Reuterkiez lässt sich nicht unterkriegen – und feiert nun am Wochenende ein Festival der Liebe. Ein wichtiges Zeichen.

Sichtbar sehr queer im Reuterkiez: Das Hoven in Neukölln – Café, Restaurant und Community-Space
Sichtbar sehr queer im Reuterkiez: Das Hoven in Neukölln – Café, Restaurant und Community-SpaceBenjamin Pritzkuleit/Berliner Zeitung

Das Hoven steht schon seinem Namen nach dafür, dass Homophobie nicht in Stein gemeißelt sein muss. Benannt hat der Chef Danjel Zarte sein charmantes Café-Restaurant in Neukölln nach seinem inzwischen verstorbenen Vater, der mit Nachnamen Althoven hieß.

Fast bis zum Ende seines Lebens hatte Althoven homophobe Einstellungen. Ein Jahr vor seinem Tod kam es zu intensiven Aussprachen dazu zwischen Vater und Sohn. Ergebnis: eine Kehrtwende. Der Vater unterstützte seinen Sohn auch finanziell bei der Eröffnung des queeren Ladens.

Doch das ist leider nur ein Teil der Wahrheit. Immer wieder wird das Hoven attackiert und besudelt. Auf die Scheibe wurden schon mal SS-Runen geschmiert. Da ist es auch kein Trost, dass die Gewaltstatistik sagt: In Mitte gibt es mehr Queerphobie als in Neukölln. In was für einem Berlin wollen wir leben? Diese Frage dürfte sich auch den Menschen hier im Reuterkiez Ecke Pflüger-/Nansenstraße stellen.

Das Hoven kennt seine Antwort schon und schmeißt ein Straßenfest, ein Festival der Liebe. Ein Wochenende voller Konzerte (mit Music-Acts wie Leopold und Moritz Bäckerling), Drag-Performances, Kinderschminken, Lesungen und Diskussionsrunden. Im benachbarten Il Kino wird anlässlich des Fests der grandiose Coming-of-Age-Film „Die Mitte der Welt“ mit Louis Hofmann und Jannik Schümann in den Hauptrollen gezeigt.

Ein paar Polit-Promis haben sich auch angekündigt, etwa Klaus Lederer, Ricarda Lang und Alfonso Patisano, der Queerbeauftrage des Berliner Senats. Und vielleicht kommt ja auch der junge arabische Mann vorbei, der Zarte einst als Schwuchtel bezeichnet hat und das nie wieder tun würde? Zartes Vater wird im Geiste irgendwie auch dabei sein bei dem Straßenfest vorm Hoven. Vermutlich wäre er stolz auf seinen Sohn und darauf, dass der hier für queere Menschen in Neukölln die Stellung hält.

Queer & Friends Festival der Liebe. Das Hoven, Pflügerstraße 19, 14.6., 14–22 Uhr, 15.6., 14–20 Uhr. Details auf dashoven.de