Patti Smith liebt es, über Berliner Friedhöfe zu spazieren und sich „in ihnen zu verlieren“, wie sie sagt. Manchmal besucht sie dann zum Beispiel das Grab von Bertolt Brecht – und bedankt sich bei ihm für sein Werk, vor allem die Theaterstücke: „Baal“, „Dreigroschenoper“, „Mutter Courage“.
Als junge Frau hat Smith selbst einst am Theater gearbeitet und viel von dem großen deutschen Dramatiker verschlungen. Ihr gefiel es, wie er die Welt gesehen hat: „Fast wie in einem kubistischen Gemälde: alles auf einmal. Seine Stücke waren zwar nicht moralisch, aber geprägt von zentralen menschlichen Abgründen, von Neid, Krankheit, Sünde. Themen, die er mal auf eine einfühlsame, mal auf eine ironische Weise verarbeitet hat.“ So drückte es Smith, die große „emeritierte Punkerin“ (Frank Junghänel), 2023 im Interview mit der Berliner Zeitung aus.
Patti Smith: „Ich sitze am liebsten unter dem Porträt von Bulgakow“
Patti Smith sagte einmal, dass sie sich der Musik bloß gewidmet hat, um ihre Gedichte aufführen zu können. Angefangen hat sie damit an Brechts Geburtstag, dem 10. Februar. Allerdings im Jahre 1971, als sie das erste Mal zusammen mit Lenny Kaye (dem späteren Gitarristen der Patti Smith Group) aufgetreten ist, der ihre Worte musikalisch begleitete: „Seitdem, also seit mehr als 50 Jahren, rufen Lenny und ich uns jedes Jahr am 10. Februar an und wünschen uns gegenseitig einen schönen Brecht-Geburtstag.“

