Popgeschichte

Nie mehr Hotel California – zum Tod des Eagles-Mitgründers Randy Meisner

Wie viele Bassisten litt er am schnelllebigen Rockgeschäft. Kurz nach den größten Erfolgen der Eagles verließ er die Band. Nun ist Randy Meisner mit 77 Jahren gestorben.

Die Eagles in den 70er-Jahren mit Don Henley, Joe Walsh, Randy Meisner (Bildmitte), Glenn Frey und Don Felder
Die Eagles in den 70er-Jahren mit Don Henley, Joe Walsh, Randy Meisner (Bildmitte), Glenn Frey und Don FelderUnited Archives/Imago

Die Geschichte des Rock ‘n‘ Roll speist sich zu großen Teilen aus Anfängen gleich um die Ecke. Für die Country-Rockband Eagles war es ein Club namens Chuck’s Cellar in Los Altos. Tatsächlich handelte es sich eher um eine Scheune mit einer kleinen Bühne und reichlich Bierausschank. In Chuck’s Cellar trat zu Beginn der 70er-Jahre regelmäßig die Country-Sängerin Linda Ronstadt auf, die zuvor mit ihrer Band The Stone Poneys einige Achtungserfolge erzielt hatte. Zur Begleitband von Ronstadt, die bald zur kommerziell erfolgreichsten amerikanischen Sängerin aufstieg, gehörten Don Henley und Glen Frey, die noch Bernie Leadon und Randy Meisner dazuholten. Die kalifornische Musikszene war zu der Zeit in stetiger Bewegung, Meisner gerade bei Poco ausgestiegen. Zu der Band hatten mit Richie Furey und Jim Messina zwei ehemalige Musiker von Buffalo Springfield gehört, mit denen wiederum Neil Young berühmt geworden war. Der Pop der frühen Jahre war einer der kurzen Wege.

Frühe Zusammenarbeit mit Linda Ronstadt

So abgerissen Chuck’s Cellar auch sein mochte, war er zugleich einer der wichtigsten Treffpunkte an der Westküste und die Geburtsstätte der Eagles. Die wiederum hätte es vermutlich gar nicht geben können, wäre Linda Ronstadt nicht so generös gewesen, die schnell zu einem eigenen Projekt tendierenden Musiker aus ihren Verträgen zu lassen. Als ein Dankeschön für die gemeinsamen Anfänge coverte Ronstadt später das Eagles-Stück „Desperado“ und machte es zu einem Welthit.

Die Alphatiere bei den Eagles waren Don Henley und Glen Frey, die anfangs eine fein ausgewogene Machtarchitektonik unterhielten, in die sich Randy Meisner unauffällig einfügte, weil es ihm ohnehin nicht daran gelegen war, sich in den Vordergrund zu spielen. Das Erfolgsgeheimnis der Eagles basierte allerdings auf instrumenteller Vielseitigkeit und mehrstimmigem Harmoniegesang, und so avancierte Randy Meisner 1975 zum Leadsänger eines der bekanntesten Eagles-Stücke überhaupt: „Take It To The Limit“. Der Harmoniegesang erwies sich, zumindest in metaphorischer Hinsicht, als grandiose Täuschung. Es rumorte im Hintergrund, und Randy Meisner haderte mit dem Mangel an Privatleben und dem zunehmenden Druck, ständig zwischen Studio und Stadion hin und her wechseln zu müssen.

Die Eagles stiegen in den 70er-Jahren zu einer der weltweit größten Stadionbands auf. Bezeichnenderweise war das Album „Hotel California“, dessen Titelstück als Meilenstein der Popgeschichte gilt, die letzte Eagles-Produktion, an der Meisner beteiligt war. Der Song handelt davon, dass man aus der Absteige Hotel California zwar auschecken, sie letztlich aber nie verlassen könne. Nach einem profanen Streit um eine Zugabe während eines Live-Auftritts, die Meisner nicht mehr spielen wollte, war er raus bei den Eagles.

Schwere Schicksalsschläge

Als Studiomusiker blieb er jedoch im Geschäft, unter anderem für den bei den Eagles nachrückenden Joe Walsh, aber auch für James Taylor, Dan Fogelberg und andere. Eine familiäre Tragödie ereignete sich 2016, als Meisners Ehefrau Lana Rae sich bei einem Unfall mit einer Waffe selbst tötete. Zuletzt litt Randy Meisner an einer bipolaren Störung und der Lungenkrankheit COPD. Am Mittwoch ist er im Alter von 77 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles gestorben.