Wer hat nicht schon alles beim „Jamel rockt den Förster“-Festival gespielt! Die Toten Hosen, Die Ärzte, Kraftklub, Casper, Marteria, Herbert Grönemeyer, Antilopen Gang. Um nur ein paar der Namen zu nennen, die seit 2007 beim „Jamel rockt den Förster“ auftraten in Mecklenburg. Genauer gesagt: in der Gemeinde Gägelow im Ortsteil Jamel.
Der Grund, warum all diese Musiker nach Jamel kamen, ist politischer Natur: Jamel, das 38-Seelen-Dorf im Norden Mecklenburg-Vorpommerns, hat deutschlandweit den Ruf als Nazi-Dorf weg. Seit den 1990ern sind hier gezielt Menschen mit rechter Gesinnung hingezogen. Doch nicht nur: Auch das Künstler-Ehepaar Birgit und Horst Lohmeyer kam 2004 nach Jamel. 2007 stampften sie dann das Festival aus dem Boden, das mittlerweile jährlich mehr als 3000 Menschen in das kleine Dorf lockt.
Die Toten Hosen in Jamel: „Du bist schuldig, wenn du deine Augen schließt“
Seinen Durchbruch hatte „Jamel rockt den Förster“ 2015: Kurz vor dem Festival wurde die Scheune des Lohmeyer-Hofs angezündet. Aus Solidarität luden sich Die Toten Hosen selbst zum Festival ein – und sangen ihr Lied „Willkommen in Deutschland“, das schon 1993 entstanden war. Textprobe? „Es ist auch dein Land, und du bist schuldig, wenn du deine Augen davor schließt!“
Nun gibt es eine Neuerung für das Festival, die Aufsehen erregt: Die Veranstalter sollen offenbar fortan Tausende Euro für die Nutzung der Gemeindeflächen zahlen. Für die vierwöchige Nutzung der Flächen werde erstmals eine Gebühr von 70 Cent pro Quadratmeter erhoben, teilte die Bürgermeisterin Christina Wandel laut dpa bei der Sitzung der Gemeindevertretung Gägelow mit.

Besagte Festivalgründerin und Veranstalterin Birgit Lohmeyer zeigte sich von dem Beschluss der Gemeindevertretung schockiert: „Das ist eine absolute Frechheit“, sagte sie laut dpa im Anschluss an die Sitzung. Für die vierwöchige Nutzung des etwa 1,5 Hektar großen Areals beläuft sich die Gebühr auf etwa 10.500 Euro. „Das werden wir so nicht hinnehmen“, kündigte Lohmeyer an. Der nächste Schritt werde sein, den Beschluss der Gemeinde juristisch prüfen zu lassen, so Lohmeyer. Ob das Festival im August zu diesen Bedingungen überhaupt stattfinden würde, ließ sie offen.


